Die Materie, die ihre Textur offenbart, wird Material, wie die Form, die ihre Falten offenbart, Kraft wird. 1 "Dieselben Moden, nach denen sich die Menschen so gern im Leben richten, suchen sie im Bildnis zu vermeiden, als empfänden oder ahnten sie, wie unpassend und lächerlich alles Modische wirkt, sobald es verloren hat, was man den Schmelz oder Reiz der Neuheit nennt," gab 1688 ein skeptischer Beobachter des Versailler Hoflebens zu bedenken. 2 Den gerade hier rasch wechselnden Konjunkturen der Kleidermode zum Trotz hatte Paul Fréart de Chantelou -gewiss kein Parteigänger der Modernes -mit Nachdruck für den Dokumentcharakter des (Zeit-)Kostüms plädiert und bezüglich der Porträtbüste Ludwigs XIV. 3 Die Überlegungen dieses Beitrages wurden zuerst 2003 an der Bibliotheca Hertziana und am Kunsthistorischen Institut in Florenz vorgestellt, zuletzt im Rahmen des Barocksommerkurses "Ornament" der Forschungsbibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln, am 27. Juni 2010. Der hier vorgelegte Aufsatz entspricht weitgehend der Vortragsfassung von 2008. Später erschienene Literatur wurde nach Möglichkeit in den Fußnoten berücksichtigt. Für kritische Lektüre des Manuskripts und vielfältige Unterstützung sei Claudia Lehmann sehr herzlich gedankt.