Die häufigste Ursache der Pankreatitis sind biliäre Erkrankungen (Choledocholithiasis) sowie ein ausgeprägter Alkoholkonsum, danach folgen Stoffwechselstörungen (z. B. Hyperparathyreoidismus, Hyperlipidämie, Mukoviszidose), aber auch anatomische Varianten wie z. B. das Pancreas divisum. Bei etwa 4% der Patienten mit chronischer Pankreatitis ist mindestens ein weiteres Familienmitglied erkrankt und von diesen liegt bei etwa 20% ein autosomal-dominanter Erbgang vor [1].Von einer "familiären Pankreatitis" würde man sprechen, wenn in der Familie mehr als eine Person erkrankt ist. Dieser Begriff ist jedoch in der Literatur unüblich, stattdessen verwendet man fast ausschließlich den Terminus "hereditäre Pankreatitis", der auf die vorgenetische Ära zurückgeht. Der Begriff wird mit unterschiedlichen Definitionen verwendet, was oft zu Verwirrung führt. Die historische Definition geht von 2 Erkrankten einer Generation oder 3 Erkrankten in mehr als einer Generation aus [2]. Angesichts der kleiner werdenden Familien und der sich auflösenden familiären Bindungen ist diese Bedingung oft auch dann nicht zu erfüllen, wenn ein autosomal-dominant vererbtes Krankheitsbild vorliegt (wie z. B. den meisten Mutationen im kationischen Trypsinogen). Im Folgenden wird eine "familiäre Pankreatitis" dann angenommen, wenn mehr als ein Familienmitglied erkrankt ist oder wenn eine genetische Veränderung nachgewiesen wurde, für die ein familiäres Risiko bekannt ist (ohne dass beim Patienten weitere Risikofaktoren wie z. B. ausgedehnter Alkoholkonsum vorliegen). Dies betrifft im wesentlichen sowohl die Mutationen N29I und R122H/C des kationischen Trypsinogens (PRSS1) als auch die Mutation N34S des SPINK1 (s. unten).
Familiäre Pankreatitis
Genetik und PathogeneseIm Verlauf der letzten Jahre wurden zahlreiche genetische Veränderungen bei Patienten mit chronischer Pankreatitis nachgewiesen [3]. Es handelt sich um Mutationen im Bereich des kationischen Trypsinogen (N29I und R122H/C), die zu einem autosomal-dominanten Erbgang mit einer Penetranz von 80% führen. Darüber hinaus gibt es Mutationen des Trypsininhibitors SPINK1, die u. a. mit der "idiopathischen", der alkoholischen sowie der tropischen Pankreatitis assoziiert sind und in 5-10% der Fälle auch familiär gehäuft vorkommen. CFTR-Varianten (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator) fanden sich bei diesen Patienten häu-fig, wobei vor allem jene Mutationen des CFTR-Gens zu finden waren, die bei der Mukoviszidose nicht auftraten. Daneben gibt es zahlreiche weitere, seltener auftretende Mutationen. Interessant ist die Beschreibung einer protektiven Mutation des Chymotrypsins C (CTRC), welche Personen vor der Ausbildung einer Pankreatitis schützt [4]. E Die Pathogenese der Pankreatitis ist bei Vorliegen genetischer Risikofaktoren zumeist mit der Aktivierungskaskade des Trypsinogens assoziiert. Es sind verschiedene Mechanismen beschrieben worden, hierzu zählen die erleichterte Autoaktivierung des Trypsinogens, die größere Stabilität des aktiven Enzyms, die Hemmung der Wirkung des Trypsinin...