ZusammenfassungFortgeschrittene chronische Lebererkrankungen gehen mit teils ausgeprägten Veränderungen des korpuskulären und plasmatischen Gerinnungssystems einher. Laborchemisch imponiert oft eine Thrombopenie, weswegen in der klinischen Praxis bei Patienten mit Leberzirrhose und Thrombopenie vor invasiven Eingriffen häufig Thrombozytentransfusionen erfolgen, um das Risiko für Blutungskomplikationen zu reduzieren. Diese sind jedoch ihrerseits mit relevanten Risiken und Kosten verbunden, weswegen Maßnahmen zur Einsparung von Thrombozytentransfusion(en) einen hohen klinischen Stellenwert haben. In diesem Zusammenhang ist es vor allem wichtig, sorgfältig zu prüfen, ob eine Anhebung der Thrombozytenzahlen vor invasiven Eingriffen überhaupt erforderlich ist. Neuerdings stehen zudem mit Avatrombopag und Lusutrombopag 2 gut verträgliche Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten (TPO-RA) zur Behandlung der Thrombopenie von Patienten mit Leberzirrhose, die sich einem invasiven Eingriff unterziehen müssen, zur Verfügung. Diese Übersicht soll eine konkrete Entscheidungshilfe geben, ob eine präinterventionelle Anhebung der Thrombozyten erforderlich ist und in welchen Konstellationen der Einsatz von TPO-RA sinnvoll sein kann.