Mehr als ein NachlebenEin knappes Jahrzehnt nach ihrem Tod 1930 wurde Käthe Schirmacher in einem populär gehaltenen biografischen Text als Vorbild für junge deutsche Mädchen und Frauen vorgestellt. Die Jugendbuchautorin Lisa Heiss 1 (1897-1981) zeichnete sie in einem 1939 erstmals publizierten Sammelband als "deutsche Philosophin", als Verfechterin von Frauenrechten und als deutschnationale Aktivistin, vor allem aber als überzeugte Antisemitin und Antidemokratin, die gegen "den wachsenden Einfluß des Judentums" und für den "Wiederaufstieg Deutschlands" kämpfte. 2 Die Autorin porträtierte acht Frauen, stellte dabei auslandsdeutsche Frauen, Kolonialistinnen und völkische Aktivistinnen in den Mittelpunkt und wollte damit den Beitrag von Frauen zu "Deutschlands Weltgeltung" aufzeigen. Das Werk ist, NS-Deutschland brach gerade den Zweiten Weltkrieg vom Zaun, als ein Beitrag zur ideologischen Kriegsvorbereitung zu lesen. Dass Heiss Käthe Schirmacher in ihre Auswahl aufnahm, ist gut nachvollziehbar, hatte diese doch im Ersten Weltkrieg expansionistische Kriegsziele vertreten und in der Weimarer Republik zu den vehementesten Kritikerinnen des Friedensvertrages gezählt. 3 In dem 1942 nochmals aufgelegten Band wurden Frauen explizit als Teil einer rassistisch definierten deutschen Volksgemeinschaft adressiert -zugleich entsprachen die idealisierenden Biografien auch der Forderung Käthe Schirmachers, die Leistungen von Frauen im Kontext der Geschichtsschreibung sichtbar zu machen: 1 Lisa Heiss (1897-1981) verfasste vor, während und nach der NS-Zeit eine große Zahl von vielgelesenen Kinder-und Jugendbüchern; sie schrieb auch Erzählungen, Hörspiele und Theaterstücke. Vgl. Dieter Schnabel: Zuweilen muß einer da sein, der gedenkt. Blätter der Erinnerung an Komponisten,