Im Rahmen des agrarpolitischen Paradigmas der Multifunktionalität wird die landwirtschaftliche Direktvermarktung in Deutschland und Europa als Diversifizierungsstrategie politisch gefördert. Der Beitrag fragt, welche Impulse dies für eine Veränderung der Geschlechterverhältnisse in der Landwirtschaft setzt. Mittels einer Narrationsanalyse von Interviews mit Direktvermarkterinnen aus Hessen rekonstruiere ich die Bedeutung, die die Direktvermarktung für die Frauen entfaltet, und setze sie in Bezug zu den Erfahrungen, die sie in der strukturell und personell männlich dominierten Landwirtschaft machen. Die Untersuchung zeigt, dass Frauen in der Direktvermarktung den strukturellen geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in der Landwirtschaft tendenziell ausweichen können, dass hiermit aber die strukturellen Ungleichheiten – und damit die Unattraktivität landwirtschaftlicher Arbeit für Frauen – letztlich eher befördert als abgeschwächt werden.