Zusammenfassung: Wie sich gleichermaßen die pharmakologischen Therapieansätze in sämtlichen Sparten der Medizin verbreitern und verbessern, hat sich auch die psychopharmakologische Behandlung in der psychiatrischen Erkrankung der Substanzabhängigkeit von Morphinen im letzten Jahrzehnt diversifiziert. Methadon galt seit den späten 80er Jahren als Golden-Standard in der Therapie der Opioidabhängigkeit, wobei Österreich eines der ersten europäischen Länder war, das diese Behandlung ermöglichte. Nicht zuletzt der frühzeitigen Einführung von Methadon ist es zu verdanken, dass Österreich eine relativ geringe HIV-Prävalenz in der intravenös heroinapplizierenden Population aufzuweisen hat. Neue Erkenntnisse der Wissenschaft haben in den letzten Jahren neuere Substanzen vorgestellt, wobei es an erster Stelle Buprenorphin zu nennen gilt, ein Opioid mit einer gemischten Opioidrezeptoraffinität. Buprenorphin hat in zahlreichen Vergleichsstudien ein ähnliches Ergebnis hinsichtlich Retentionsrate, Reduzierung des Zusatzkonsumes und dem Sicherheits-und Effektivitätsprofil wie Methadon erreichtfür beide Medikamente sind natürlich die Erfolge dosierungsabhän-gig, wobei höhere Dosierungen bessere Langzeiterfolge erzielen. In einigen europäischen Ländern wird auch die Therapie mit oralen retardierten Morphinen ermöglicht, zudem ist in wenigen Ländern die kontrollierte medizinische Verordnung von Heroin durchführbar. Als Langzeitziel gilt nach wie vor eine Medikamentenfreiheit, auch von verschriebenen Opioidagonisten, allerdings hat sich die wissenschaftliche State-of-the-Art Therapie in Richtung einer Langzeiterhaltungstherapie mit begleitender Psychoedukation etabliert. Besteht eine Freiheit von Zusatzkonsum von anderen nicht verschriebenen Substanzen (sei es legal oder illegal) in einer überschaubaren Behandlungsepisode, die über mehrere Jahre bzw. Jahrzehnte andauern kann, kann eine schrittweise und langsame Reduktion des verschriebenen Opioids eingleitet werden. Kurzzeitinterventionen prägen immer wieder die Idealvorstellung der Betroffenen, allerdings ist bei diesem Behandlungsansatz (Akutdetoxifizierungen) das Ziel der anhaltenden Abstinenz von Opioiden meist nicht erzielbar, im Gegenteil -er birgt die Gefahr der erhöhten Akutmortalität. Die Opioiderhaltungstherapie verlangt in Anlehnung an die meisten psychiatrischen Erkrankungen eine dauerhafte psychopharmakologische Behandlung mit optimalerweise einer begleitenden psychoedukativen Therapie. Neben der Behandlungsoptimierung für Betroffene gilt es allerdings unter dem Gesichtspunkt der Volksgesundheit klare Richtlinien der Verschreibungs-und Ausfolgemodalitäten der Medikation zu beachten, wie selbstverständlich die Voraussetzung für eine optimale Behandlung nur nach entsprechender Ausbildung -sowohl in Diagnostik und Therapie der Substanzabhängigkeit als auch deren Komorbidität -erzielt werden kann.
Schlüsselwörter: Opioiderhaltungstherapie, Methadon, Buprenorphin, Morphin
Opioid dependence: State-of-the-art treatmentSummary: Pharmacological treatment standards in different ...