Es ist nicht ganz genau bekannt, seit wann der Mensch Chemie betreibt, aber sicher ist die Herkunft des Begriffes Chemie: Er stammt ab vom arabischen Wort al chimiya, ist aber griechischen Ursprungs: der Begriff chemeios geht auf einen alten Namen Khemia für Ägypten zurück. [1] Natürlich klingt in diesem Begriff als erstes nicht die heutige Chemie, sondern die Alchemie an. Im Jahr 1669 entdeckte Hennig Brand auf der Suche nach dem Stein der Weisen den weißen Phosphor. Er dampfte Urin bis zur Trockne ein und bemerkte im Dunkeln ein schwaches Leuchten. Auch Otto Tachenius aus dem beschaulichen Herford war ein Alchimist, der es sogar bis in die höchsten Kreise Venedigs schaffte. Er entdeckte die Kieselsäure, den Säurecharakter von Ölen und Fetten und erklärte dem erstaunten Publikum in Königsberg die Funktionsweise von Seife. Mehr auch ein Universalgenie, Arzt, Biologe und anderweitig interessiert, lehnte er die Vorherrschaft der Medizin über verwandte Disziplinen ab und wurde so ein Wegbereiter einer eigenständigen Chemie und Pharmazie. Doch in seinem Schaffen bliebt etwas alchimistisches; sein viperines Salz, die sublimierbaren Anteile von Kreuzotterfett, war gerade in Italien ein Verkaufsschlager. [2] Selbst der große Isaac Newton konnte seine Finger nicht von dem Traum lassen, aus einem Element ein anderes herzustellen, natürlich vorzugsweise Gold aus irgendwelchen minderwertigen Metallen. Doch er war skeptisch und konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass diese Verwandlung funktionierte. Als Direktor der Königlichen Münze in London wurden ihm immer wieder Tricks vorgeführt. Als einer der wenigen warf er aber die Leute lieber in Gefängnis, anstelle sich das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen. [3] Nur manchmal lieferten alchemistischen Experimente wertvolle Ergebnisse, wie die (Neu-)Erfindung des Porzellans in Sachsen und die des Schwarzpulvers. Ein anderer Gelehrter dieser Epoche, Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus, nutzte die Alchemie vor allem für die Herstellung von Arzneimitteln. Unter ihm wurde die Chemie immer mehr zu einer exakten Wissenschaft. Auch die Entwicklung im Bergbau und Hüttenwesen brachte viele Erkenntnisse: das Experimentieren erfolgte systematisch und schon lange nicht mehr durch wahlloses Mischen und Erhitzen von Substanzen. Nicht nur die Lust am Experimentieren trieb hier die Forschung voran, sondern der monetäre Nutzen.. Es galt eine Industrie zu begründen, die einträglicher nicht sein konnte. Die reichsten deutschen Fürsten wurden nicht durch Holz und Wolle wohlhabend,, sondern durch die Erze in ihrem Boden und die geschickte Verhüttung. [4] Und wer denkt, dass Goethe nur zum Philosophieren Allgemeiner Teil und Dichten im Harz war, der irrt gewaltig: Die damals modernste Montanregion der Welt sollte er für seinen Herzog ausspähen. Der Hobbygeologe war aber nicht besonders erfolgreich bei der Umsetzung, weil Sachsen-Weimar arm an wertvollen Erzen ist. Immerhin wurde nach ihm ein wasserhaltiges Eisenoxid benannt: der Goethit. Es waren bewegte Zeiten: Priestley und Lavoisier ma...