In Pompeji und Herculaneum gibt es in Stein gemeißelte Inschriften, gemalte Inschriften (Dipinti) und geritzte Inschriften (Graffiti) sowie vereinzelt Mosaikinschriften. Anhand des umfangreichen in diesen beiden Städten erhaltenen Materials zeigt sich, dass es inhaltliche Typen gibt, die ausschließlich oder vornehmlich entweder als gemalte, geritzte oder gemeißelte Inschriften geschaffen wurden. Da diese Beziehungen für alle hier behandelten Fragen von Bedeutung sind, sollen die verschiedenen Untergruppen des Materials im Folgenden knapp vorgestellt werden. Außer lateinischen Inschriften wurde in Pompeji und Herculaneum auch eine deutlich geringere Zahl an oskischen Inschriften gefunden, die bei Emil Vetter und Helmut Rix zusammengestellt sind.133 Von diesen sind die Nummern Ve 58-69 Graffiti, Ve 23-35 Dipinti und Ve 8-22 in Stein gemeißelte Inschriften. 2.1.1 Stein-und Metallinschriften Für die gesamte Antike am breitesten belegt sind Inschriften, die in Stein gemeißelt wurden. Besonders auf diese Materialgruppe und die Praxis des öffentlichen Ausstellens steinerner Textmonumente nimmt Ramsay MacMullen mit dem Begriff "Epigraphic Habit" Bezug.134 In Pompeji und Herculaneum sind insgesamt 448 Stein-und Metallinschriften bekannt.135 Diese lassen sich inhaltlich in neun Gruppen unterteilen: Grabinschriften, Ehreninschriften, Bau-und Stifterinschriften, Weihinschriften, Dekrete oder Urkunden, Listen von Kultpersonal oder Beamten etc. sowie Datumsangaben, Elogien und weitere Inschriften, die aufgrund des Wortlauts oder des Erhaltungszustandes keiner der genannten Kategorien zugeordnet werden können. Die Unterscheidung zwischen Weih-und Stifterinschriften ist nicht immer eindeutig. Bei den Grabinschriften ist hingegen eine weitere Differenzierung in Grabtituli und weitere zu den Bestattungen gehörende Inschriften möglich. Die meisten Steinund Metallinschriften waren im öffentlichen oder halböffentlichen Raum der Städte