Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass auch Frauen sexuellen Kindesmissbrauch begehen und somit eine potentielle Gefahr für das Kindeswohl darstellen können. Aus Deutschland liegen bisher nur regionale oder Studien mit geringer Stichprobengröße vor. Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, eine umfassende Bestandserhebung des sexuellen Kindesmissbrauchs durch Frauen in Deutschland zu dokumentieren. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden zum ersten Mal bundesweit Strafakten von 465 pädokriminellen Frauen ausgewertet, die in den letzten 30 Jahren nach §§174, 176, 180 oder 182 des StGB verurteilt wurden. Die standardisierte Analyse umfasst 185 Variablen und 54 selbst definierte Skalen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine pädokriminelle Frau durchschnittlich 33 Jahre alt ist, zumeist in einer Ehe in einer Kleinstadt lebt und häufig keiner beruflichen Tätigkeit nachgeht. Sie ist eine Mittäterin, handelt überwiegend aus Abhängigkeit zu ihrem männlichen Komplizen heraus, zu dem sie eine intime Beziehung pflegt und missbraucht mehrheitlich weibliche Opfer (Verhältnis fast 2:1). Beinahe die Hälfte der 614 Opfer, zu denen Informationen vorlagen, waren leibliche Kinder der Täterinnen und rund jedes sechste Kind stammte vom männlichen Mittäter.