Die Bildung von glykosidischen Bindungen ist eine ständige Herausforderung in der Praxis. Mit dem Ziel, die Reproduzierbarkeit und Effizienz der Synthese von Oligosacchariden zu verbessern, wird hier die Beziehung zwischen der Aktivierung des Glykosyl‐Donors und der Reaktionstemperatur untersucht. Ein neues semi‐automatisches Assay zeigt, dass die Mitglieder einer Gruppe von Thioglykoside unterschiedlich auf die Aktivierung bei verschiedenen Temperaturen reagieren. Die Muster der Schutzgruppen und des Thio‐Aglykons führen zu bemerkenswerten Unterschieden in der Temperaturempfindlichkeit der Glykosyl‐Donors. Wir führen das Konzept der Donor‐Aktivierungstemperatur ein, um experimentelle Erkenntnisse zu erfassen, und folgern daraus, dass Glykosylierungen, die unterhalb dieser Referenztemperatur durchgeführt werden, schädlichen Nebenreaktionen entgehen. Kentnisse über Aktivierungstemperaturen ermöglichen eine vereinfachte Temperaturbehandlung und erleichtern die Optimierung der Verwendung von Glykosyl‐Donors. Bei der isothermen Glykosylierung unterhalb der Aktivierungstemperatur halbierten sich die benötigten Bausteinäquivalente im Vergleich zu dem bisher in der Lösungs‐ und Festphasen‐Oligosaccharidsynthese verwendeten Standard‐“Rampen”‐Verfahren.