ZusammenfassungTraditionell werden im Tischler- und Steinmetzhandwerk spezifische Fachkenntnisse durch das Prinzip des „learning by doing“ unter Anleitung qualifizierter Kolleg:innen oder im Fall von Maschinen durch herstellergebundene Präsenzschulungen vermittelt. Diese Art der Weiterbildung wird jedoch nur in seltenen Fällen hinsichtlich des Lernerfolgs, der Usability, der Didaktik sowie der zielgruppenspezifischen Passung systematisch evaluiert. Digitale Weiterbildungsformate gewinnen für die Vermittlung dieser Kompetenzen zunehmend an Bedeutung, da sie den Wissenszuwachs zeit- und ortsunabhängig ermöglichen und im dynamischen Arbeitsumfeld des Handwerks Unterbrechungen des Lernprozesses zulassen. In der bestehenden Literatur fehlen jedoch Vorgehensmodelle zur Entwicklung und Evaluation sowie Erkenntnisse über die konkreten Bedürfnisse von Lerner:innen im Handwerk.Dieser Beitrag präsentiert daher einen formativen Evaluationsprozess, der auf den Prinzipien des Design-based Research und des User-centered Design basiert. Er erläutert detailliert die Planung des Evaluationsprozesses und der eingesetzten Methoden sowie die daraus resultierenden Ergebnisse. Der Evaluationsansatz fördert nicht nur die kollaborative Arbeit mit Praktiker:innen, sondern berücksichtigt auch die Bedürfnisse der Lerner:innen im Handwerk durch einen iterativen Evaluationsprozess. Im Rahmen von mehrfachen Design- und Redesign-Phasen wurden Konstrukte wie Usability, Lernmotivation und Akzeptanz durch qualitative und quantitative Methoden erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass eine intensive Nutzer:innenintegration und die fortlaufende Anpassung digitaler Bildungsangebote hilfreich für die erfolgreiche Umsetzung digitaler Lehr- und Lernformate im Handwerk sind. Die Resultate unterstreichen die Bedeutung einer formativen Evaluation als Instrument zur Entwicklung nutzer:innenzentrierter digitaler Bildungsressourcen und leisten einen wichtigen Beitrag zur Evaluation von digitalen Bildungsangeboten im Handwerk.