Es stehen bereits sehr gute Untersuchungen zur Verfügung, um das individuelle Risiko für Typ-1-Diabetes mellitus (T1D) einzuschätzen. Diese entfalten ihren vollen Nutzen fürBetroffene aber erst dann, wenn Interventionsmöglichkeiten angeboten werden können. Ziel zahlreicher Bemühungen ist es daher, die Erkrankung in verschiedenen Stadien zu verhindern: Primärprävention bei Personen mit sehr hohem genetischen Risiko, Sekundärprävention in der durch diabetesspezifische Autoantikörper gekennzeichneten prädia-betischen Phase. Hintergrund Der T1D ist die häufigste chronische Autoimmunerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Die Prävalenz liegt aktuell bei ca. 0,3%; die Inzidenz nimmt jährlich um ca. 3-5% zu. Insbesondere Kleinkinder sind zunehmend von der Erkrankung betroffen, und es ist zu erwarten, dass sich die Zahl der Neuerkrankungen in dieser Altersgruppe in Europa von 2005-2020 verdoppeln wird [19, 20]. Auch wenn die Insulintherapie in den letzten Jahren durch Verwendung von Insulinanaloga, Insulinpumpen und Glukosesensoren erheblich verändert und verbessert werden konnte, sind langfristige Folgen wie Retinopathie und Nephropathie insbesondere bei Kindern, die aufgrund der sehr frü-hen Manifestation eine lange Diabetesdauer haben werden, zu befürchten. E Personen mit hohem Erkrankungsrisiko müssen frühzeitig identifiziert werden. Durch die frühe Erkennung können Personen mit dem Ziel, die Diabetesmanifestation zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern, in Präventionsstudien aufgenommen werden. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über aktuelle Studien zur Primär-und Sekundärprävention. Prävention hat das Ziel, die Entwicklung von Inselautoimmunität und T1D bei Kindern mit hohem familiären oder genetischen Risiko zu verhindern (Primärprävention) oder die Ausdehnung der β-Zell-Zerstörung bei antikörperpositiven Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aufzuhalten (Sekundärprävention). Da die Wirksamkeit derartiger Behandlungsstrategien noch nicht erwiesen ist, sind Therapien zur Primär-und Sekundärprävention derzeit nur im Rahmen von Studien möglich. Da es sich um primär gesunde Kinder und Erwachsene handelt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alle an Diabetes erkranken werden, sollten möglichst sichere und nebenwirkungsarme Substanzen eingesetzt werden. Die vielversprechenden Ergebnisse bisheriger Studien müs-sen noch in Phase-III-Studien validiert werden, da Dosisfindung und altersabhängige Wirkung noch nicht ausreichend erforscht sind. Dies schließt natürlich die Effektivität aktueller Studien nicht aus (. Tab. 1).