ZusammenfassungGeflüchtete mit psychischen Störungen sind mit Zugangsbarrieren zum psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgungssystem konfrontiert. Um diesen Barrieren zu begegnen, wurde im Landkreis Konstanz ein Modellprojekt zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung und Integration psychisch belasteter Geflüchteter etabliert (Koordinierte psychotherapeutische Behandlung unter Einbezug von Gesundheitspat:innen; KOBEG) und in einer ersten 3‑jährigen Modellphase evaluiert. Über eine zentrale Koordinierungsstelle werden die Geflüchteten an lokale, niedergelassene Psychotherapeut:innen vermittelt. Sprach- und kultursensitiv geschulte Gesundheitspat:innen (Peers) betreuen und begleiten die Geflüchteten während ihrer Therapie. Die Inanspruchnahme des vermittelten Therapieangebots und Erfahrungen beteiligter Therapeut:innen dienen als Indikatoren für die Effektivität der patengestützten Therapievermittlung. Die Wirksamkeit der therapeutischen Maßnahmen und Begleitung durch Gesundheitspat:innen wurde anhand der psychischen Symptombelastung (Symptomchecklist-27) und Funktionsbeeinträchtigung (Work and Social Adjustment Scale) vor und nach durchschnittlich 10 Monaten Projektteilnahme evaluiert. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Geflüchteten (Angebotsinanspruchnahme und psychische Belastung) sowie die Psychotherapeut:innen (berichtete Erfahrungen). Erste Ergebnisse belegen eine überdurchschnittlich hohe Belastung der Geflüchteten zum Zeitpunkt des Erstgesprächs, eine hohe Teilnahmequote und eine geringe Abbruchrate. Die Verlaufserhebung zeigt signifikante Verbesserungen hinsichtlich der psychischen Symptombelastung sowie Funktionsbeeinträchtigung. Die (qualitative) Befragung der Psychotherapeut:innen unterstreicht die Effektivität von KOBEG, 93 % der Therapeut:innen beabsichtigen im Rahmen des Projekts weiterhin mit Geflüchteten zu arbeiten.