Die Umsetzung von 1,2-Bis(dichlorphosphanyl)benzol mit sterisch anspruchsvollen primären Aminen führte zur Bildung von 1,3-Dichlor-2-aza-1,3-diphosphaindanen des Typs C 6 H 4 (m-PCl) 2 N-R. Reduktion derselbigen ergab die entsprechenden 2-Aza-1,3-diphosphaindan-1,3-diyle (1), die als phosphorzentrierte Singulett-Biradikal(oid)e beschrieben werden kçnnen. Ihre Stabilität hängt von der Grçße des Substituenten R ab: Während Derivate mit R = Dmp (2,6-Dimethylphenyl) oder Ter (2,6-Dimesitylphenyl) oligomerisierten, war das Derivat mit dem sehr sperrigen R = tBu Bhp (2,6-Bis(benzhydryl)-4-tert-butylphenyl) in seiner monomeren Form stabil gegenüber Oligomerisierung. Die Oligomerisierung resultiert aus der Aktivierung des kondensierten Benzolrings durch ein weiteres ¾quivalent des monomeren Biradikals und kann als formale [2+2]-(Poly)additions-Reaktion angesehen werden. Rechnungen zeigen, dass der biradikalische Charakter in 1 mit den literaturbekannten P-zentrierten Biradikalen vergleichbar ist. Ringstromberechnungen zeigen eine Aromatizität innerhalb des gesamten Ringsystems von 1.Singulett-Biradikale(oide) sind Moleküle mit zwei Elektronen in zwei nahezu entarteten Orbitalen. [1][2][3][4] Obwohl ihre Spindichte an jedem Punkt im Raum gleich null ist, kçnnen Biradikale eine außergewçhnliche Reaktivität zeigen, die zwischen Monoradikalen und geschlossenschaligen Molekülen liegt. [5] Ausgehend von Pionierarbeiten von Niecke et al., die 1995 das 1,3-Diphosphacyclobutan-2,4-diyl [Mes*P(m-CCl)] 2 synthetisierten, [6] gerieten stabile, hauptgruppenzentrierte Biradikale in den Fokus zahlreicher weiterer Untersuchungen. [7][8][9][10][11] Beispielsweise führte unsere Gruppe umfas-sende Untersuchungen an dem phosphorzentrierten Biradikal [P(m-NTer)] 2 (A) durch, das aus einer chlorierten Vorstufe durch Reduktion mit elementarem Magnesium synthetisiert wurde (Schema 1). [12] Das Biradikal A ist hochreaktiv gegenüber polaren und unpolaren Einfach-, Doppel-und Dreifachbindungen (z. B. H 2 , S 8 , O 2 , Ketone, Alkene, Alkine, Nitrile), was typischerweise zu Additionsprodukten mit dreioder fünfwertigen Phosphoratomen führt. [13] Im Gegensatz dazu insertieren CO [14] oder Isonitrile [15] in das viergliedrige Ringsystem, was zu stabilen fünfgliedrigen cyclischen Biradikalen vom Typ B führt (Schema 1). Weitere auf Pnictogenen basierende, fünfgliedrige cyclische Biradikale (Heterocyclopentan-1,3-diyle) wurden nach dem gleichen Ansatz unter Variation der Substituenten oder Pnictogenatome synthetisiert. [15,16] Die Aktivierungschemie der Biradikale B wird jedoch oft durch die Reversibilität der CObzw. Isonitril-Insertion eingeschränkt, sodass Reaktionen der Biradikale A und B oft zu den gleichen Aktivierungsprodukten führten (Schema 2). [14,15,17,18] Dennoch sind Biradikale vom Typ B lohnenswerte Zielverbindungen, da sie reversibel zu einem geschlossenschaligen Hausan-artigen Isomer B' mit einer transannularen P-P-Bindung photoisomerisiert werden kçnnen, was zu potenziellen Anwendungen als molekulare Schalter führt (Schema 1). [19,20] Sch...