Zusammenfassung
Hintergrund
Chronisch entzündliche Erkrankungen („immune-mediated inflammatory diseases“ [IMID]) können aufgrund klinischer Gemeinsamkeiten überlappen oder gleichzeitig auftreten. Die daraus resultierende Inanspruchnahme von Versorgungsstrukturen wurde bisher nicht fachübergreifend untersucht, ist aber für eine optimierte Behandlung der Patienten mit IMID potenziell von Bedeutung.
Ziel der Arbeit
Analyse epidemiologischer Daten einschließlich Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen bei Patienten mit ausgewählten IMID: Psoriasis, Psoriasisarthritis (PsA), rheumatoide Arthritis (RA), Spondylitis ankylosans, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Kollagenosen.
Material und Methoden
In einer retrospektiven Querschnittanalyse, basierend auf Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit einer Stichprobe von ca. 4 Mio. Versicherten, wurden die Prävalenz o. g. IMID und die Häufigkeit von IMID-Kombinationen anhand dokumentierter Diagnosen (ICD-10 GM) analysiert. Die Häufigkeit von Hospitalisierungen und Inanspruchnahmen ambulanter Arztkontakte wurde in vordefinierten Fachdisziplinen (Allgemeinmedizin, Dermatologie, Gastroenterologie, Rheumatologie) erfasst und mit einer alters- und geschlechtsadjustierten Referenzpopulation verglichen.
Ergebnisse
Insgesamt wiesen 188.440 Patienten mindestens eine der analysierten IMID-Diagnosen auf (4,7 %), mit einem Altersgipfel von 61 bis 70Jahren. Die höchste Prävalenz wurde für die Psoriasis (1,85 %), gefolgt von der rheumatoiden Arthritis (1,38 %) gesehen. Kombinationen mit mindestens einer weiteren IMID kamen insgesamt relativ häufig vor (29 %), wobei dies bei Patienten mit Psoriasisarthritis am häufigsten zu verzeichnen war (82,9 %, wobei hiervon 68,2 % Psoriasis), gefolgt von Spondylitis ankylosans (27,5 %) und Morbus Crohn (21,6 %). Patienten mit IMID wurden im Vergleich zur Referenzpopulation häufiger hospitalisiert und wiesen häufigere Inanspruchnahmen der betrachteten ambulanten Fachdisziplinen auf.
Diskussion
Die Studienergebnisse beschreiben, dass IMIDs gehäuft koexistieren und die Patienten Versorgungsstrukturen verschiedener Fachgebiete vergleichsweise mehr in Anspruch nehmen. Ein multidisziplinärer Ansatz könnte die Effizienz der Versorgung steigern, eine Evaluierung steht aus.