Obwohl der Aufstieg radikal rechter Kräfte auch innerhalb der Stadt- und Raumforschung einen immer prominenteren Platz einnimmt, fehlt es weitgehend sowohl an einer empirisch gesättigten Analyse ihrer tatsächlichen Effekte auf lokale Gemeinschaften als auch an einer konzeptionellen Debatte über die Rolle temporalen Wandels. Der Beitrag präsentiert Ergebnisse einer mehrjährigen qualitativen Längsschnittstudie mit dem Ziel, sich spezifischen lokalen Wandlungsprozessen anzunähern, denen im Kern die Normalisierung lokaler, radikal rechter Parteikader und ihrer Deutungsmuster zugrunde liegt. Norbert Elias’ Denken in Figurationen, so argumentiert der Text, kann dabei helfen, diese Prozesse sowie ihre räumlichen Dimensionen zu erschließen. Im Ergebnis zeigt die Studie, dass radikal rechte Normalität längst ein Faktum ist, das im Lokalen neue Verhältnisse zwischen Etablierten und Außenseiter_innen schafft und mit dem es politisch umzugehen gilt, anstatt es wegzureden. Mit dem Prozess der Etablierung radikaler Rechter gewinnen zudem exkludierende, antiurbane Raumbilder und ‑politiken an Gewicht – auch jenseits radikal rechter Kader und ihrer Unterstützer_innen. Für Gegner_innen ihrer Politiken verengen sich die Handlungsspielräume zunehmend und Ermüdung macht sich breit.