Hypnose und Hypnotherapie in der Psychoonkologie

Abstract

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Ziel dieser Übersichtsarbeit ist die Darstellung des Nutzens und der Anwendungsgebiete von hypnotherapeutischen Interventionen in der Psychoonkologie. Methoden: Literaturrecherche zu den einzelnen Anwendungsbereichen und Einholung von klinischem Erfahrungswissen. Ergebnisse: Hypnose und Hypnotherapie bieten sanft und schonend wertvolle Unterstützung bei zahlreichen Belastungen von Patienten vor, während und nach einer Krebserkrankung. Hypnotherapeutische Interventionen fördern aufgrund ihrer Erlebnisorientierung und Ressourcenfokussierung in idealer Weise die Selbstwirksamkeit der Patienten und tragen zur Steigerung von Lebensqualität und Krankheitsbewältigung bei. Ein zentraler Wirkmechanismus ist die hoch effektive psychosomatische Umschaltung in einen physiologischen Anti-Stresszustand. Krankheitsund behandlungsbedingte Belastungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen oder auch Ängste aufgrund invasiver medizinischer Behandlungen lassen sich rasch, wirksam und nachhaltig reduzieren. Hypnosystemsiche Gesprächsführung steigert die Patientenorientierung und erleichtert die interprofessionelle Kommunikation. Schlussfolgerungen: Hypnotherapeutische Interventionen bieten sich aufgrund ihrer sanften, permissiven und indirekten Wirkungsweise ideal zur psychoonkologischen Versorgung von Krebspatienten an. Allein mit hypnosystemsicher Kommunikation lassen sich bereits krankheits-und behandlungsassoziierte Belastungen reduzieren, die Behandler-Patient-Beziehung stärken und ein kreatives kommunikatives Arbeiten fördern. SummaryObjectives: This article aims to describe the applicability of hypnotic and hypnotherapeutic interventions in psycho-oncology. Methods:Literature search for the different fields of application including demanding medical procedures, nausea /vomiting, hot flashes, pain, communication /counselling and procuring expert knowledge. Results: Hypnosis and hypnotherapy offers a wide variety of effective interventions to treat various kinds disease-and treatment-related burdens of cancer patients gently throughout the entire treatment cycle and thereafter. A central mechanism for bringing about the beneficial effects is the instantiation of a psychosomatic conversion from a stressful to an antistress condition. Both disease-and treatment-relate strains can be reduced rapidly, effectively and sustainably. The experiencebased and resource-oriented nature of hypnotherapeutic interventions are essential ingredients of the reported effectiveness. In addition, hypnosystemic negotiation promotes patient-orientation and facilitates inter-professional communication. Conclusion: Due to their safe, gentle and often indirect effectiveness hypnosis and hypnotherapy are ideally suited for the treatment of cancer-related distress. They effectively strengthen the selfefficacy of cancer patients, foster their disease coping and enhance quality of life. The mere adoption of hypnosystemic communication skills already substantially reduces disease-and treatment related burdens, improves the pa...

Imagination und Hypnose in der Psychoonkologie

“…Subjektive Trancephänomene lassen sich auf vielfältige Weise für therapeutische Veränderungen nutzen [5]: Eine gesteigerte selektive Aufmerksamkeit begünstigt die Fokussierung auf spezifische Erlebnismerkmale und das Herausfiltern irrelevanter Aspekte. Eine Intensivierung der inneren Vorstellung und veränderte Köperwahrnehmung befördern das Hervorbringen therapeutischer Zielerfahrungen wie Sicherheit, Leichtigkeit oder Gelassenheit.…”

“…Sie können die wohltuend korrigierende Erfahrung machen, dass ein solches Körpererleben immer noch möglich ist, auch wenn die Krebserkrankung den eigenen Körper zumeist als fremd bzw. als Quelle von Unbehagen und Schmerz erleben lässt [5]. Aus dieser Erfahrung kann Hoffnung und Selbstwirksamkeit erwachsen.…”

“…Empirische Belege zu den physiologischen Veränderungen in Trance stützen die Annahme, dass der Trancezustand eine psychosomatische Umschaltung von einem sympathisch getriebenen ergotropen in einen parasympathisch modulierten trophotropen Zustand leistet 5 , 6 , 7 . Sichtbar wird dies anhand der folgenden physiologischen Marker: Verminderung von Herzfrequenz, Atemfrequenz, Blutdruck und Muskeltonus sowie verminderte Ausschüttung von Stresshormonen 5 . Bildgebende Untersuchungen der modernen Neurowissenschaft konnten darüber hinaus neuronale Netzwerke identifizieren, die für die Hervorbringung von Dissoziation 8 bzw.…”

“…Die hypnotische Trance kann als ressourcenförderlicher Zustand angesehen werden 11 , in dem eine bereits gemachte Erfahrung und die dabei empfundene Erlebnisqualität leichter reaktiviert, intensiviert bzw. therapeutisch modifiziert werden kann 5 .…”

“…An Krebs erkrankte Menschen sind häufig durch die krankheits- und behandlungsassoziierten Belastungen geschwächt und in ihren realen Handlungsspielräumen eingeschränkt, sodass die passiv erlebende Verarbeitung auf der inneren Bühne eine schonende Weise sein kann, leib-seelische Probleme zu bearbeiten. In Trance können die Patient*innen eine (Re-)Aktivierung des Zustands von körperlichem Wohlbefinden erleben 5 . Sie können die wohltuend korrigierende Erfahrung machen, dass ein solches Körpererleben immer noch möglich ist, auch wenn die Krebserkrankung den eigenen Körper zumeist als fremd bzw.…”