ZusammenfassungEisen (Fe) ist ein essenzielles Spurenelement und nimmt in der tierärztlichen Praxis insbesondere durch seine Bedeutung bei der Eisenmangelanämie einen wichtigen Platz ein. Die Fe-Bereitstellung, z. B. für die Hämoglobinsynthese, stellt hohe Anforderungen an die Eisenhomöostase. Mit der Charakterisierung des Hepcidins als regulatives Protein des Eisenstoffwechsels wurde deutlich, dass Fe einer hormonähnlichen Regulation unterliegt. In der Leber gebildetes Hepcidin reguliert den membranständigen Fe-Transporter Ferroportin. Ein Anstieg der Hepcidinkonzentration führt zu einer Reduzierung der Abgabe von intrazellulär gespeichertem Fe in den Extrazellulärraum. Diese Internalisierung von Fe erfolgt vor allem im retikuloendothelialen System und in Monozyten/Makrophagen, aber auch die enterale Fe-Absorption wird durch Hepcidin vermindert. Auslöser für die hepatische Hepcidinsynthese sind nach derzeitiger Sicht einerseits hohe Fe- bzw. Transferrinkonzentrationen im Plasma. Aber auch Entzündungsmediatoren wie Zytokine führen zur gesteigerten Hepcidinsynthese. Hiermit wurde ein Erklärungsansatz für die oft beobachtete deutliche Abnahme der Fe-Konzentration im Plasma im Rahmen akuter Entzündungen entwickelt, der Mechanismus wird als sog. Zytokin-Hepcidin-Link bezeichnet. Da viele pathogene Mikroorganismen Fe für ihren eigenen Stoffwechsel benötigen, wird die über Hepcidin vermittelte Modulation der Fe-Verfügbarkeit mit Internalisierung von Fe in den Intrazellulärraum der unspezifischen Abwehr zugeordnet. Fe-Supplementationen durch den Tierarzt oder den Landwirt greifen in diese Regulation ein, doch gibt es bisher nur wenige Studien zu den klinischen und metabolischen Auswirkungen oraler oder parenteraler Fe-Supplementierung unter Einbeziehung des Hepcidins. Diese sollte zukünftig wissenschaftlich detaillierter beschrieben werden. Möglicherweise resultiert daraus eine Neubewertung der verschiedenen Formen der Fe-Gabe an Wiederkäuer, Schweine und/oder Pferde.