Diplomaten und Diplomatie im frühen 18. Jahrhundert Geschichte der Diplomatie als Geschichte der Diplomaten Die Diplomatie des frühen 18. Jahrhunderts agierte in einem Zeitraum, in dem die Außenbeziehungen in Europa grundlegenden Wandlungsprozessen unterworfen waren. Diese Veränderungen wurden durch den Spanischen Erbfolgekrieg noch katalysiert und fanden in den Friedensvereinbarungen von Utrecht, Rastatt und Baden ihren Niederschlag; Lucien Bély spricht im Hinblick auf die dort entstandene, relativ stabile und rational geschaffene Friedensordnung gar von einem »Wendepunkt der europäischen Geschichte« 1 . Im Folgenden werde ich zunächst den Wandel der europäischen Ordnung in diesem Zeitraum skizzieren, um dann danach zu fragen, wie sich dieser Bruch in der Diplomatie, und zwar vor allem in der Praxis und im Selbstbild ihrer Akteure sowie den Anforderungen an den diplomatischen Dienst niederschlug. Dabei werde ich mich auf die Diplomaten der höheren Rängealso der Botschafter und Envoyés -konzentrieren, aber auch die Funktionen der niederen Ränge in der Diplomatie thematisieren.Dabei verstehe ich, Ansätzen einer akteurszentrierten und an der Kulturgeschichte des Politischen orientierten Perspektive folgend, Diplomaten nicht als überzeitlich gleichen Normen und Werten unterworfene Staatsdiener. Johannes Paulmann und Eckart Conze folgend, betrachte ich Diplomatie als ein Feld, das nicht autonom von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen begriffen werden kann 2 : »Historisch gesehen existierte nie ein geschlossenes, autonomes System der Diplomatie« 3 . Diplomatie akteurszentriert zu untersuchen bedeutet, sie nicht nur auf ihre Funktion in der fürstlichen oder staatlichen Außenpolitik zu reduzieren, sondern auch die Sozial-und Kulturgeschichte der Diplomaten in den Blick zu nehmen, das heißt, die gesell-