Zusammenfassung
Hintergrund Ungeachtet der Implikationen des demografischen Wandels
existiert in Deutschland bislang noch keine systematische und vergleichbare
Differenzierung einer Pflegeberichterstattung auf kleinräumiger Ebene,
in welcher die Situation der ambulanten pflegerischen Versorgung abgebildet
wird. Daher ist das Ziel dieses Beitrags, Erkenntnisse der Pflegebegutachtung
des Medizinischen Dienstes Bayern darzustellen und daraus Ableitungen
für eine zukünftige Pflegeberichterstattung zu ziehen.
Methodik Für die Analyse wurden anonymisierte
Pflegeerstbegutachtungen des Medizinischen Dienstes Bayern des Jahres 2019
exemplarisch mittels deskriptiver Methoden ausgewertet. Die Studie beschreibt
die Charakteristika von Personen mit Pflegegradempfehlung, die Verteilung der
Pflegegrade, medizinische Diagnosen sowie Grad der Selbstständigkeit in
den Lebensbereichen.
Ergebnisse Die begutachteten Personen weisen ein Durchschnittsalter von 80
Jahren auf. Zum Zeitpunkt der Erstbegutachtung lebte der größte
Anteil der Personen mit zugewiesenem Pflegegrad in einer ambulanten
Wohnsituation. Pflegegrad (PG) 1 (geringe Beeinträchtigung der
Selbständigkeit oder der Fähigkeiten) erhielten 35,1%
der Versicherten, PG 2 (erhebliche Beeinträchtigungen) 43,1%, PG
3 (schwere Beeinträchtigungen) 16,6%, PG 4 und 5 (schwerste
Beeinträchtigungen) wurden jeweils im niedrigen einstelligen
Prozentbereich bei der Erstbegutachtung vergeben (3,9% bzw.
1,4%). Bei den medizinischen Diagnosen dominierten v. a.
Störung des Ganges und der Mobilität, nicht näher
bezeichnete Demenz, Herzinsuffizienz sowie Senilität. Insbesondere die
Lebensbereiche ‚Mobilität‘ und ‚Gestaltung des
Alltagslebens sowie sozialer Kontakte‘ sind mit Einschränkungen
bei den Pflegebedürftigen verbunden.
Schlussfolgerung Die beim Medizinischen Dienst vorliegenden Daten
können eine hohe Relevanz für Gesundheitsforschung und -politik
einnehmen und eine Grundlage für die Interventionsplanung im
Pflegebereich bieten.