Zusammenfassung: Die soziale Partizipation aller Schülerinnen und Schüler ist ein zentrales Anliegen inklusiven Lernens. Studien zum Gerechtigkeitserleben zeigen Relationen zu Facetten sozialer Partizipation von Schülerinnen und Schülern. In welchem Zusammenhang individuelle und kontextbezogene Gerechtigkeitseinschätzungen zur selbst berichteten sozialen Partizipation von Jugendlichen stehen, wurde bisher kaum betrachtet. Um dies zu untersuchen, wurden individuelle Gerechtigkeitseinschätzungen sowie die soziale Partizipation von 745 Jugendlichen inklusiver Schulen erhoben. Außerdem wurde, basierend auf Gerechtigkeitsurteilen von Lehrkräften zu Textvignetten, die Sensitivität eines Kollegiums für Bedarfsgerechtigkeit modelliert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die berücksichtigten Schulen bedeutsam in ihrer grundlegenden Sensitivität für Bedarfsgerechtigkeit unterschieden. In Mehrebenenmodellen wiesen der individuelle Gerechte-Welt-Glaube sowie die erlebte Lehrkraftgerechtigkeit der Schülerinnen und Schüler einen positiven Zusammenhang zu ihrer sozialen Partizipation auf. Außerdem zeigte sich, dass Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf ihre Lehrkräfte weniger gerecht erlebten als Jugendliche ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Insgesamt wird deutlich, dass ein für alle Schülerinnen und Schüler gerecht erlebtes Schulumfeld bedeutsam für die soziale Teilhabe aller zu sein scheint.