Zusammenfassung
Der Aufsatz befasst sich mit der Erfindung des Rassehundes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit etablierte sich eine kategoriale Ordnung, die Hunde neu nach ihrer „Rasse“ klassifizierte. Gleichzeitig entstand ein durch Züchtung hergestelltes „lebendes Artefakt“– der sog. „Rassehund“ –, in dessen Körper die Rassemerkmale physisch eingeschrieben waren. Meine Rekonstruktion der Erfindungsgeschichte des Rassehundes zeigt, dass die Einteilung und Produktion von Tieren nach ihrer Rasse nicht weniger kontingent und kulturell konstruiert ist wie die entsprechende Unterscheidung bei Menschen. Anhand einer Analyse der damaligen Zuchttheorien und ihrer Verschränkung mit den Rasseideologien dieser Zeit dokumentiert der Beitrag den theoretischen Gewinn einer Auffassung, die den Begriff der Tierrasse entbiologisiert, und diskutiert die Folgen, die eine solche Entbiologisierung für die Annahme einer grundsätzlichen Differenz zwischen Menschen und Tieren hat.