Einleitung: Die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) für Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist evidenzbasiert. Es gibt jedoch nur eine kleine Anzahl von Studien, die die Frage einer möglichen anhaltenden Wirkung von DBT untersuchen. Über Prädiktoren dieser Nachhaltigkeit ist wenig bekannt. Methode: Am Beispiel eines zertifizierten tagesklinischen Settings wird der posttherapeutische Verlauf untersucht. Mögliche Prädiktoren einer Verschlechterung nach Therapieende sollen erkannt werden. Hierzu wurden Patienten der DBT-Tagesklinik, deren Daten schon in eine prospektive, naturalistische, offene und nicht kontrollierte Vorstudie eingingen, erneut retrospektiv befragt. Somit konnten die Scores der Borderline-Symptomliste 95 (BSL-95) und des Beck-Depressions-Inventars (BDI) zu 3 verschiedenen Zeitpunkten (Z1 = Start, Z2 = Therapieende, Z3 = Katamnesezeitpunkt) verglichen werden. Der Fragebogen zu «Nebenwirkungen stationärer Psychotherapien» (NESTAP) lieferte weitere mögliche Prädiktoren. Ergebnisse: Der Katamnesezeitraum betrug 3-51 Monate. 82 Patienten wurden angeschrieben, es antworteten 41. Anhand des BDI und der BSL-95 (Differenz Z1 zu Z3, p < 0,05) ist eine Symptombesserung in dieser Gruppe auch weit über das Therapieende feststellbar. In einem linearen Regressionsmodell mit einer Effektstärke von 1,04 (Cohen) zeigt eine Subgruppe (25%), gekennzeichnet durch hohe Werte des Prädiktors «Dysphorie» im BSL-95 (Z2 zu Z1) eine geringe anhaltende Wirkung der DBT (Differenz der BSL-95- und BDI-Scores zu Z2 und Z3). Schlussfolgerungen: Es konnten Hinweise für ein tagesklinisches DBT-Programm zur anhaltenden Symptombesserung bis 51 Monate nach Therapieende dargestellt werden. Für 50% der Patienten ist hierfür keine Aussage möglich. Auch gab es keine Kontrollgruppe. Die Veränderung von «Dysphorie» während der Therapiephase scheint diese therapeutische Wirkung über diesen Katamnesezeitraum zu beeinflussen. Weitere Studien sollten folgen, um die Daten zu prüfen oder andere Prädiktoren zu finden.