Aktuelle Untersuchungen zum Thema Steinschlagschutzverbauungen konzentrieren sich i. d. R. auf mittlere bis hohe Einwirkungsenergien. Für flexible Steinschlagschutzzäune existieren bereits Systeme mit einer Energieaufnahmefähigkeit in einer Größenordnung bis ca. 10.000 kJ. In vielen Regionen ist die Stein‐ und Blockschlaggefahr aber oft mit deutlich geringeren Energien verbunden. Dies ist insbesondere entlang von Infrastruktur wie Verkehrswegen der Fall. Die Bayerische Staatsbauverwaltung hat demzufolge Drahtzäune als Abrollschutz im Einsatz, welche explizit den Bereich mit einer Energieaufnahmefähigkeit bis 60 kJ abdecken. Die Drahtzäune bestehen aus handelsüblichen und bei entsprechenden Fachfirmen lagernden Komponenten und wurden durch die Zentralstelle Ingenieurbauwerke und Georisiken (ZIG) mit einer Bauhöhe von 2,30 m in einem Steinbruch nahe Passau getestet. Während der Versuche wurden von der Universität Innsbruck, Arbeitsbereich Geotechnik, die maßgeblichen Seilkräfte gemessen und die Kinematik der Versuchsblöcke über Videoanalysen ausgewertet. Der Beitrag beschreibt die Konstruktionsdetails des Drahtzauns, die Randbedingungen der 1 : 1‐Belastungsversuche, die Auswertung der Messdaten sowie die weiteren Erkenntnisse für die Ausführung. Zusätzlich wird der zeitliche Verlauf der Kräfte bei der Bestimmung der Bemessungseinwirkungen auf Verankerungen bzw. Fundationen untersucht.