Individualisierte Telefonintervention zur Erhöhung der Impfquoten bei Schulanfängern

Abstract

Zusammenfassung. Durch die zunehmende Impfmüdigkeit im Hinblick auf Masern, Mumps und Röteln gewinnt das Thema der aktiven Immunisierung Public-Health-Relevanz. Das Problem von Interventionsansätzen zur Erhöhung der Impfquoten ist, dass meist bevölkerungsweit und unspezifisch vorgegangen wird. Ziel der hier dargestellten Intervention war es, Erziehungsberechtigte von nicht geimpften Kindern durch eine individualisierte Intervention am Telefon zu höherer Impfbereitschaft zu motivieren. Dabei wurden individuelle Lebenssituationen und Einstellungen zur Impfung berücksichtigt. Geschulte Impfberater führten standardisierte computergestützte Interventionstelefonate durch. Gemäß den Einschätzungen der Impfberater wurden in zwei Dritteln der nicht geimpften Fälle erwünschte Aktivitäten initiiert (Impfung bzw. weiterführende Beratung). Dies wurde durch die amtlichen Einschulungsuntersuchungen bestätigt: Der Anteil nicht geimpfter Kinder wurde um ein Drittel reduziert.

Risikofaktoren für eine verspätete oder nicht erfolgte Masernimpfung bei Kleinkindern

“…Viele Eltern scheinen sich der tatsächlichen Gefährlichkeit der Masernerkrankung -wie dies auch für andere vermeintlich harmlose Kinderkrankheiten gilt -nicht bewusst zu sein. Dies wurde auch in anderen deutschen [14,26] sowie auch in einigen US-amerikanischen, englischen und japanischen Studien beschrieben [14,27,28,29,30].…”

“…Zusätz-lich verringerte sich die Chance, zeitgerecht oder überhaupt geimpft zu werden, wenn die Eltern angaben, dass sie grundsätzlich bei Homöopathen medizinischen Rat suchten. Es ist aus anderen Studien bekannt, dass Eltern, die alternative Heilmethoden bevorzugen, oft der Überzeugung sind, dass das Immunsystem ihres Kindes durch Impfungen geschwächt wird, wäh-rend die Kinder aus einer "natürlichen" Immunisierung durch eine durchgemachte Krankheit gestärkt hervorgehen [11, 14,26,28]. Der Einfluss von Heilpraktikern und Naturheilkundlern ist insofern relevant, da mehr als ein Drittel aller Kinder in ihrem ersten Lebensjahr von diesen behandelt und zirka 5% ausschließlich von diesen medizinisch versorgt werden [31].…”