Zusammenfassung: Generative KI (Künstliche Intelligenz) hat mit der Veröffentlichung von Transformer-Modellen wie GPT enorme Entwicklungssprünge vollzogen. Dieses Positionspapier identifiziert zwei Kerneigenschaften generativer KI: die Breite der Einsatzfelder sowie die Fähigkeit, menschenähnlichen Output zu kreieren. Darauf aufbauend diskutiert dieser Beitrag mögliche Implikationen für die psychologische Forschung in drei Feldern. Erstens etabliert sich ein Forschungsfeld, welches die Eigenschaften von generativer KI aus psychologischer Sicht untersucht. Dieses Feld ist vor allem durch die Frage geprägt, inwieweit Output und Verhalten von generativer KI als „menschenähnlich“ zu betrachten sind. Zweitens kommt der Psychologie eine besondere Rolle zu, die Auswirkungen von generativer KI auf den Menschen einzuschätzen. Dies betrifft Fragen der Täuschung bei der Rezeption von Informationen, Zuschreibungen von Kompetenz und Wärme bei der menschlichen Bewertung von generativer KI, sowie die Potenziale von generativer KI, wissensbezogene Prozesse in der Interaktion mit Menschen zu fördern. Drittens schließlich wird generative KI wahrscheinlich auch den psychologischen Forschungsprozess selbst verändern. Wir diskutieren mögliche Einsatzbereiche, aber auch klare Limitationen (z. B. generative KI als vollständiges Surrogat für Versuchspersonen). In allen drei Forschungsfeldern ist der Dualismus zwischen dem Fehlen eines Verständnisses von Sprache, gekoppelt mit der verblüffenden Fähigkeit, menschenähnliche Sprache (re)produzieren zu können, zugleich Herausforderung und Anreiz für psychologische Forschung.