Zusammenfassung: In der Behandlung der adoleszenten Depression gewinnt körperliche Aktivität aufgrund der Auswirkungen auf die Neuropathologie an Bedeutung. Aktuelle wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass körperliches Training auf die biologischen Auswirkungen von Depression im Jugendalter einwirkt. Neben psychosozialen und genetischen Einflüssen werden verschiedene neurobiologische Faktoren diskutiert. Eine Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHN-Achse) mit einer anhaltend erhöhten Konzentration von Kortisol gehört zu den Erklärungsmodellen. Neuere Studien sehen neuroimmunologische Prozesse und eine verminderte Konzentration an Wachstumsfaktoren als ursächlich. Diese Veränderungen könnten sowohl zu einem Ungleichgewicht in der Erregungs- und Hemmungsbalance der Hirnrinde führen als auch hirnmorphologische Veränderungen bedingen. Regelmäßiges körperliches Training scheint der Dysregulation der HHN-Achse entgegenzuwirken und die Kortisolspiegel zu normalisieren. Die Freisetzung von pro-inflammatorischen Zytokinen wird gehemmt und die Expression von Wachstumsfaktoren zur Neurogenese im adulten Gehirn angeregt. Mit der Gestaltung des sportlichen Trainings (Ausdauer- oder Kraftsport, Gruppen- oder Einzelsport, Häufigkeit, Dauer, Intensität), sollte erreicht werden, dass biologische und psychosoziale Faktoren synergistisch zusammenwirken. Diese offenen Fragen gilt es zu lösen, wenn es um die Integration sportlicher Aktivität in die Leitlinien zur Behandlung depressiver Störungen bei Kindern und Jugendlichen geht.