Zusammenfassung
Hintergrund In der Forschung werden seit längerem die wechselseitigen Beziehungen einer veränderten dentalen Okklusion im Zusammenhang mit der Umorganisation der Körperhaltung kontrovers diskutiert. Insbesondere im Profisport wird der Einsatz von Aufbiss-Schienen immer häufiger untersucht. Weniger wurden dabei die Effekte von Aufbiss-Behelfen auf die motorischen Eigenschaften des Schultergelenks beschrieben. Dabei sind es gerade Überkopfsportler, die häufig mit langwierigen Schulterbeschwerden und deren Folgen zu kämpfen haben. Ziel der Studie ist es, mittels eines dentalen Okklusionsbehelfs Einfluss zu nehmen auf die Rehabilitation eines glenohumeralen Innenrotationsdefizits (GIRD) bei Volleyballspielern.
Methodik Für diese Studie wurden 22 Profivolleyballspielerinnen mit einem GIRD und einem total Range of Motion (tROM) größer als 5 Grad inkludiert. Über ein Randomisierungs-Verfahren wurden die Probandinnen der Schienen- (n = 11) oder der Nicht-Schienengruppe (n = 11) zugeteilt. Das dominante Schultergelenk wurde auf das Bewegungsausmaß und auf die isometrische Kraft gemessen. Die Funktionseinschränkung und Schmerzen im Schultergelenk wurden über das SPADI-Assessment ermittelt und die Kiefergelenksfunktion anhand der DC/TMD-Klassifikation festgestellt. Die Probandinnen erhielten über einen Zeitraum von 8 Wochen für das dominante Schultergelenk ein individuelles Übungsprogramm. Die Schienengruppe absolvierte das Programm mit einem dentalen Okklusionsbehelf (1–2 mm Dicke) und die Nicht-Schienengruppe ohne dentalen Okklusionsbehelf.
Ergebnisse Beweglichkeit: Es konnten keine signifikanten Unterschiede für die Messungen der Beweglichkeitsparameter (Innenrotation U = 33 000, p = 0,36; Außenrotation U = 39 500, p = 0,66; GIRD U = 41 000, p = 0,78; tROM U = 41 000, p = 0,78) nachgewiesen werden. Nach der Abschlussmessung wurde bei keiner der Probandinnen weder ein GIRD (> 20°) noch ein tROM (> 5°) im dominanten Schlagarm festgestellt. Kraft: Für die erhobenen Kraftparameter der Innenrotation (IR), Außenrotation (AR) und der Ellenbogen-Flexion (Ellb.F) sind zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede festzustellen (IR U = 36 000, p = 0,50; AR U = 44 000, p = 0,97; Ellb.F U = 28 000, p = 0,18). Bei der Kraftmessung des Schulterquadranten (Q) kann ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen festgestellt werden (U = 20 500, p = 0,04). Schulterfunktion und -schmerz (SPADI): Das SPADI-Assessment bringt keinen signifikanten Unterschied hervor (U = 31 000; p = 0,28). Funktionsstatus der kraniomandibulären Region (DC/TMD): Die DC/TMD-Messungen haben sich nicht statistisch signifikant verändert.
Schlussfolgerung In Bezug auf die sekundäre Forschungsfrage konnte festgestellt werden, dass ein signifikanter Unterschied bei der Kraftmessung des Q besteht. Alle weiteren Untersuchungsparameter (ROM: IR, AR, GIRD, tROM; Kraft: IR, AR, Ellb.F; Schulterschmerzen und -funktion: SPADI; TMG: Depression, Palpation M. masseter, M. temporalis, Gelenkkapsel) zeigten zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede auf. Abschließend kann festgestellt werden, dass mittels eines dentalen Okklusionsbehelfs kein signifikanter Einfluss auf die Rehabilitation eines GIRD bei Volleyballspielern genommen werden kann.