Zusammenfassung
Einleitung
Umfassende Erhebungen zeigen Impflücken bei allen für Erwachsene empfohlenen Standardimpfungen in Deutschland. Arbeitsmedizinische Vorsorge könnte dazu beitragen, diese Impflücken zu schließen.
Methoden
Die ärztliche Impfdokumentation von 5999 arbeitsmedizinischen Vorsorgen wurde retrospektiv untersucht. Bei 1126 Beschäftigten mit einer arbeitsmedizinischen Vorsorge für Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen (Infektionsgefährdung) und bei 184 Beschäftigten mit anderen Vorsorgeanlässen, wurden die Impfquoten für Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis, Pertussis und Masern ausgewertet. Als mögliche Einflussfaktoren wurden Geschlecht, Alter, Wirtschaftszweig und sozioökonomische Position (SEP) erfasst.
Ergebnisse
In der Analyse von 1310 Beschäftigten aus 47 Betrieben zeigten sich bei 73,1 % Impflücken für die Standardimpfungen. Der Anlass der Vorsorge hatte keinen Einfluss auf die Impfquoten. Für Beschäftigte wurde die Impfquote im Impfpass für Tetanus von Geschlecht und Wirtschaftszweig beeinflusst und für Masern vornehmlich vom Alter. Die sozioökonomische Position hatte keinen direkten Einfluss auf den Impfstatus. Insgesamt wurde für alle Standardimpfungen ein Impfbedarf festgestellt.
Diskussion
Vom Impfpass ausgehend, zeigte sich eine erhebliche Impflücke, die im betriebsärztlichen Setting unabhängig vom Vorsorgeanlass geschlossen werden könnte. Dafür sollte jeder betriebsärztliche Kontakt genutzt werden. Da es Hinweise auf eine unvollständige Dokumentation bereits durchgeführter Impfungen gab, scheint sich der Aufwand für eine elektronische Dokumentation zu lohnen, um den Immunstatus und somit den Impfbedarf valide und lückenlos erfassen zu können. In Kombination mit einer sektorenübergreifenden Zugänglichkeit könnten so unnötige Impfungen vermieden werden.