Die Grundschule ist innerhalb des deutschen Bildungssystems zweifellos die Schulform mit der höchsten Innovationskraft. Vor dem Hintergrund ihres Auftrags, allen Kindern in der gesamten gesellschaftlichen Bandbreite gleichermaßen Zugang zu demokratisch vermittelter schulischer Grundbildung zu ermöglichen (Einsiedler, 2005), hat sie bereits früh geöffnete und projektorientierte Unterrichtsformen sowie Konzepte demokratischer Pädagogik entwickelt (Klafki, Scheffer, Koch-Priewe, Stöcker, Huschke & Stang, 1982; Hänsel, 1986). Nicht nur deswegen kommt ihr im Bildungssystem insgesamt eine Schlüsselposition zu (Bartnitzky, 2019). Mit ihrem weitgehenden Verzicht auf Segregation und dem damit gegebenen geringen Grad an soziokultureller Engführung ist sie wie keine andere schulische Bildungsstufe in der Lage, diese Ansprüche zu erfüllen. Dass im Aufkommen der Integrationsbewegung in Deutschland in den 1980er Jahren zunächst vor allem Grundschulen adressiert wurden und diese sich-direkt nach Kindertageseinrichtungen-zuerst zur Mitarbeit in Modellversuchen bereit erklärten, nimmt somit nicht Wunder. Vor allem reformpädagogisch arbeitende Grundschulen generierten hier in Kooperation mit Wissenschaftler*innen frühe Konzeptionen integrativer Grundschulpraxis (u. a. Valtin, 1984). Mit dem Aufwuchs von Integrationsklassen und-schulen entfaltete sich dann vielfach eine "umgekehrte" Dynamik in der Form, dass Grundschulen über die Etablierung integrativer Strukturen ihre schulischen Kulturen und Praktiken zu einem konstruktiven Umgang mit Heterogenität insgesamt reformierten. Bis heute ist inklusive Praxis in der Primarstufe daher in Deutschland konzeptionell ungleich weiterentwickelt als in