Institutionalisierte psychologische Beratung für das Personal in der stationären, geriatrischen Langzeitpflege – mögliche Aversionen und Vorurteile

Abstract

Hintergrund: Es ist bekannt, dass das Personal in geriatrischen Pflegeheimen außerordentlich stark psychisch belastet ist. In früheren Untersuchungen wurde gezeigt, dass in Pflegebetrieben mit gezielten, psychologischen Interventionsmassnahmen gute Ergebnisse erzielt werden können. Die Idee liegt also nahe, eine psychologische Beratungsstelle für das Personal zu institutionalisieren. Andererseits ist bekannt, dass psychologische Beratung häufig aufgrund von Angst, Unsicherheiten und Vorurteilen nicht in Anspruch genommen wird. Zielstellungen: Die vorliegende Studie untersucht die potenzielle Nachfrage nach psychologischer Beratung und versucht zu ermitteln, aus welchen Gründen eine Inanspruchnahme verweigert wird. Material und Methode: In einem geriatrischen Pflegeheim wurde eine Erhebung mittels Fragebogen unter allen Mitarbeitenden durchgeführt (N = 234). Die Bedarfsermittlung erfolgte anhand einer fünfstufigen Likert-Skala von 1 (sehr tief) bis 5 (sehr hoch). Die qualitativen Daten wurden zu Clustern zusammengefasst. Ergebnisse: Der Gesamtmittelwert wurde mit M = 2,88 angegeben. Die Befragten sehen also lediglich "etwas" Bedarf für eine institutionalisierte Beratungsstelle. Nur 44% aller Befragten gaben an, eine psychologische Beratungsstelle im Bedarfsfall auch tatsächlich aufzusuchen zu wollen. Die Nicht-Inanspruchnahme wird vorwiegend mit Misstrauen, Angst und Scham begründet. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse decken sich mit den aus der Literatur bekannten Ergebnissen bezüglich Aversionen gegenüber psychologischer Interventionen. Die Implementierung einer psychologischen Beratungsstelle für das Personal ist somit möglicherweise mit Vorurteilen behaftet, weshalb es sich empfiehlt, diesen Prozess mit vertrauensbildenden Maßnahmen zu begleiten. SummaryBackground: It is widely known, that staff in geriatric nursing homes suffers from mental strain. In former investigations it was shown that in geriatric nursing homes with specific, psychological intervention good results can be achieved. The idea to institutionalize a psychological counseling for the staff seems reasonable. However, on the other side it is also known that psychological consultation is often refused on the basis of fear, uncertainties and prejudices. Aim: The present study examines the potential demand of psychological counseling and tries to investigate for which reasons utilization is refused. Method & Material:In a geriatric nursing home of long term care an enquiry by questionnaire among all employees was carried out (N = 234). The assessment occurred with a 5-stage Likert scale of 1 (very deeply) to 5 (very high). The qualitative data were summarized to clusters. Results:The overall mean was rated with M = 2.88. The participants see merely "some" need for an institutionalized psychological counseling. Only 44 % of all indicated to visit psychological counseling in case of need. Conclusions:The results correspond with the results known from the literature with regard to aversions towards of psychological interventions. The non-claim is found...