Zusammenfassung
Hintergrund Der nationale kompetenzbasierten Lernzielkatalog Chirurgie (NKLC) beinhaltet 230 Lernziele mit verschiedenen zugeordneten Kompetenzebenen, die am Ende des Medizinstudiums unabhängig vom späteren Berufswunsch erreicht sein müssen. Das Lernverhalten der Studenten orientiert sich an den Prüfungsinhalten von summativen Prüfungen („Assessment drives learning“), weshalb eine Ausrichtung des 2. schriftlichen Staatsexamens an definierten Lernzielen sinnvoll scheint. Diese Studie analysiert den Anteil an plastisch-chirurgischen Lernzielen im NKLC und stellt die Ergebnisse den Prüfungsfragen im 2. Staatsexamen gegenüber.
Material und Methoden Die Examensfragen von Herbst 2009 bis Herbst 2014 (Anzahl der Examina = 11) wurden retrospektiv ausgewertet. Separat davon analysierten 5 Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie die plastisch-chirurgischen Lernziele des NKLC. Anschließend wurden in den untersuchten Staatsexamina die Fragen untersucht, die sich auf diese plastisch-chirurgischen Lernziele bezogen. Die Analyse umfasste die Gesamtzahl der Fragen, die Anzahl der Fragen pro Examen sowie pro Lernziel und Kompetenzebene.
Ergebnisse Dem Fach Plastische Chirurgie wurden 34 Lernziele des NKLC (14,8 % aller Lernziele des NKLC) zugeordnet. Eins dieser Lernziele („Verbrühung und Verbrennung“) wird ausschließlich von der Plastischen Chirurgie abgedeckt. 96 Fragen (2,8 % aller 3480 gestellten Fragen) adressierten diese 34 Lernziele. Pro Examen wurden durchschnittlich 8,7 ± 4,0 Fragen (Min. 4; Max. 15) mit Bezug zur Plastischen Chirurgie gestellt. Die meisten Fragen bezogen sich auf das Lernziel „Fehlbildungen und angeborene Entwicklungsstörungen von Skelett- und Bindegewebe“ mit 16 Fragen insgesamt. Im Studienzeitraum wurden insgesamt 6 Lernziele mit Bezug zur Plastischen Chirurgie gar nicht geprüft (2,6 % aller Lernziele des NKLC).
Schlussfolgerung Lerninhalte, die die Plastische Chirurgie betreffen, werden wenig geprüft und es kann daher davon ausgegangen werden, dass diese auch von den Studierenden unzureichend erlernt werden. Damit ist das Fach in der 2. Schriftlichen Staatsexamensprüfung unterrepräsentiert und es erscheint eine vermehrte Prüfung der plastisch-chirurgischen Lernziele nötig.