ZusammenfassungDie Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung kann zu einer Reaktualisierung
existenzieller Konflikte führen. Der plötzliche Verlust von Kontinuität,
körperlicher Integrität, und sozialen Rollen kann die psychischen
Verarbeitungsmöglichkeiten der Patient:innen überfordern. Insbesondere affektive
Störungen und Symptome existenzieller Belastung erschweren die psychosoziale und
medizinische Versorgung. Psychodynamische Behandlungsansätze können das Erleben
von Nähe und Verbundenheit zu stärken, um Verluste zu bewältigen und
Abschiedsprozesse zu ermöglichen. Das ORPHYS Manual beschreibt eine
psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie (12–24 Sitzungen), die das Ziel hat,
existenzielle Belastungen schwer körperlich Erkrankter vor dem Hintergrund
interaktioneller Konflikte am Lebensende zu adressieren. Die Kombination
stützender und konfliktaufdeckender Interventionen, die nah am subjektiven
Erleben und der individuellen Krankheitssituation der Patient:innen formuliert
werden, soll diesen dabei helfen, abgewehrte affektive Zustände zu integrieren
sowie einen Zugang zu eigenen Beziehungs- und Bewältigungsmustern zu erlangen.
ORPHYS soll einen gemeinsamen Trauerprozess ermöglichen, bei dem der intensive
Wunsch nach Beziehung am Lebensende und die Realität des Sterbens
nebeneinanderstehen können.