Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung Das Kurzdarmsyndrom (KDS) ist eine oft chronische Erkrankung mit hoher Morbidität. Diese Untersuchung sollte Versorgungsrealität und -kosten bei der Behandlung von KDS aus Sicht eines Maximalversorgers mit angeschlossener Hochschulambulanz darstellen.
Material und Methodik Es wurden Behandlungsdaten von elf konsekutiven KDS-Patienten am Universitätsklinikum Bonn über vier Jahre anonymisiert ausgewertet. Die ermittelten Leistungen wurden für das Diagnosejahr und drei folgende Behandlungsjahre entsprechend geltenden Leistungskatalogen monetär bewertet.
Ergebnisse Die medianen stationären Tage reduzierten sich von 96 (Diagnosejahr) auf drei Tage im dritten Jahr. Dementsprechend sanken die medianen stationären Therapiekosten von rund 84 500 € auf 3200 €. Die operativen Maßnahmen verlagerten sich von komplexen viszeralchirurgischen Operationen zu meist gefäßchirurgischen Interventionen zur Aufrechterhaltung der venösen Zugangswege. Die DRG-Pauschalen deckten nur rund 50 % der tatsächlichen stationären Kosten. Die Hochschulambulanz-Pauschale deckte rund 16,5 % der ambulanten Leistung. Die jährlichen medianen Kosten für Arzneimittel betrugen 6752 €, für parenterale Ernährung 48 485 € und für die Therapie mit einem GLP-2-Analogon 138 442 €.
Folgerung Die interdisziplinäre Versorgung von KDS-Patienten ist kosten- und ressourcenintensiv. Sie verlagert sich vom stationären in den ambulanten Sektor. Weder die stationäre noch die ambulante Behandlung ist zurzeit kostendeckend vergütet. Dies führt zu fortbestehenden Mängeln der Patientenversorgung in Zeiten ökonomischer Rationalisierung, sodass von der Notwendigkeit zusätzlicher Maßnahmen analog zur sektorenübergreifenden Versorgungsverbesserung bei anderen seltenen Erkrankungen auszugehen ist.