Zusammenfassung
Einleitung Das Ineinandergreifen der chirurgischen Fachdisziplinen bei der Bewältigung komplexer, chirurgisch therapierbarer Erkrankungen ist eine eminente Voraussetzung, um die Erfolgschancen der Behandlung zu steigern. Bei der zunehmenden Erweiterung der Indikationsgrenzen zur operativen Behandlung von ausgedehnten multiviszeralen Tumoren, bei iatrogenen Gefäßverletzungen im viszeral- und onkologisch-chirurgischen Operationsfeld und der mesenterialen Ischämie ist eine gefäßchirurgische Expertise vonnöten.
Zielsetzung Narrative Übersicht auf Basis aktueller wissenschaftlicher Referenzen und eigener klinischer und operativer Erfahrungen im entscheidungstechnischen Herangehen zum taktischen Vorgehen und zu gefäßrekonstruktiven Möglichkeiten bei viszeralchirurgischen Eingriffen.
Ergebnisse Beim Pankreaskarzinom mit seiner anhaltend schlechten Prognose ist die R0-Resektion die einzig kurative Therapieoption – damit werden intraoperativ erweiterte Anforderungen an den Chirurgen gestellt. Während die arterielle Gefäßrekonstruktion aufgrund erhöhter Morbidität und limitierter Evidenz weiter in der Diskussion und spezifischen Fallkonstellationen vorbehalten bleibt, ist die venöse Rekonstruktion mittlerweile etabliert. Auch bei ausgedehnten retroperitonealen Sarkomen ist im Rahmen multiviszeraler Resektionen die Rekonstruktion der infiltrierten V. cava inferior oder A. iliaca communis durch eine Patchplastik oder autologen Bypass-/Segmentersatz notwendig. Im Rahmen von inflammatorischen Prozessen sowie Tumoradhäsionen/-infiltrationen zu angrenzenden anatomischen Strukturen können intraoperative Gefäßverletzungen oder postoperative Gefäßalterationen auftreten, deren Rekonstruktion durch anatomische Varianten erschwert wird. Die extrem hohe Anforderung an den Viszeralchirurgen bei mesenterialen Ischämien wird durch eine kompetente Beurteilung der mesenterialen Gefäßstrecke auf Basis einer adäquaten Bildgebung und durch den Zeitfaktor bestimmt. Ein promptes rekanalisierendes Vorgehen entscheidet mit über die Prognose des Krankheitsbildes.
Schlussfolgerung Gefäßrekonstruktionen in der Viszeralchirurgie, insbesondere der Tumorchirurgie, stellen hohe Anforderungen an die Expertise des Operateurs. Eminent dabei ist neben einer guten präoperativen Diagnostik eine entwickelte spezifisch gefäßchirurgisch-medizinische wie auch fachübergreifende Erfahrung in Fallmanagement und in der OP-Taktik/-Technik.