Von den Meningozelen, einer hernienartigen Aussackung der Meningen durch eine physiologische oder pathologische Öffnung des Schädels oder der Wirbelsäule, sollen uns in der vorliegenden Arbeit nur diejenigen interessieren, die sich durch ein Foramen intervertebrale in den Thorax zwängen und dort unmittelbar subpleural liegen. Seit POHL 1933 erstmals in der Literatur seine Beobachtung einer intrathorakalen Meningozele schilderte, folgten bis heute in dem uns erreichbaren Schrifttum 57 weitere Fallberichte. Da die intrathorakalen Meningozelen in den wenigsten Fällen präoperativ diagnostiziert werden, soll dieser Beitrag über zwei weitere Fälle dazu beitragen, daß man bei der DifFerentialdiagnose paravertebraler Rundherde nicht versäumt, an eine derartige Hernienbildung zu denken.Fall 1 : Bei einer 47jährigen Patientin wurde anläßlich einer Rentenuntersuchung im rechten Lungenoberfeld eine Verschattung neben der Wirbelsäule festgestellt, die sich 4 Jahre zuvor bei einer Rönt-genreihenuntersuchung noch nicht gezeigt hatte. Zur Klärung der Diagnose wurde die Patientin in die Klinik überwiesen. -Außer ihrem ,,Raucherhusten" hatte sie derzeit keinerlei Beschwerden. Auf den Röntgenbildern war eine tumorartige Schattenbildung (Abb. 1) in der Nähe des 5. und 6. Brustwirbels rechts zu erkennen, die dem rechten Rand der betroffenen Wirbel halbkugelförmig Heruntergeladen von: Universite Laval. Urheberrechtlich geschützt. 88 H. WENZL Abb. 1 a Abb. 1 b Abb. 1 Paravertebraler Rundherd als Zufallsbefund anläßlich einer Rentenuntersuchung bei einer 47jährigen Patientin anlag. Die angrenzenden Foramina intervertebralia waren relativ groß, und man hatte den Eindruck, als ob das sonst kreisrunde Gebilde an der dorsalen Basis etwas entrundet sei und verstärkt gegen das Foramen intervertebrale vorspringen würde. Unter der Verdachtsdiagnose eines Sympathikusneurinoms wurde die rechte Brusthöhle im 4. ICR eröffnet. Nach Abdrängen der Lunge nach ventral stellte sich in Höhe des 5. und 6. BWK ein gut kastaniengroßes, ganz von Pleura parietalis überzogenes, prall elastisches Gebilde dar, das unmittelbar der Paravertebralrinne breitbasig aufsaß. Bei der stumpfen Präparation kam es zur Perforation und es entleerte sich aus der Zyste eine glasklare Flüssigkeit. Eine eindeutige Beziehung zum Foramen intervertebrale ließ sich nicht feststellen, ebensowenig ein in die Tiefe ziehender Zystenstiel. Zur Vermeidung einer denkbaren Liquorfistel wurde das umgebende sehnige Bindegewebe durch Naht gerafft. Nach Einlegen einer basalen Saugdrainage wurde die Wunde verschlossen. Die histologische Untersuchung stimmte mit der intraoperativ gestellten Diagnose einer Meningozele überein. Nach völlig komplikationslosem postoperativem Verlauf konnte die Patientin am 16. postoperativen Tag nach Hause entlassen werden. 5 Jahre nach der Operation ist die Patientin völlig beschwerdefrei und die Thoraxübersicht zeigt keinen pathologischen Befund. Heruntergeladen von: Universite Laval. Urheberrechtlich geschützt. Die intrathorakalen Meningozelen und ihre Behandlung 89...