Für die Behandlung mit Immunglobulinen gibt es bei einer Reihe von Erkrankungen aufgrund von vielen vorliegenden klinischen Studien absolute Indikationen. Bei anderen Krankheitsbildern liegen nur anekdotische Berichte vor, und es besteht eine gewisse Unsicherheit beim Umgang mit solchen Mitteilungen. Um bei der Wahl der Therapie eine mögliche Orientierung über vorliegende Daten zu geben, haben wir uns bemüht, auf diese Situation einzugehen, ohne dabei Anspruch auf Vollstän-digkeit zu erheben. Unsere Überlegungen sind nicht zuletzt in Anbetracht der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen zu verstehen, da bei ärzt-lichen Maßnahmen auch kostenbewußtes Denken verlangt wird. Zu diesem Kostenbewußtsein haben die Kinderärzte seit vielen Jahren immer positive Beiträge geleistet, ohne daß dabei Abstriche an der Qualität der Therapie gemacht worden wären. In diesem Sinne ist der Versuch zu verstehen, die Indikationen für i.v.-Immunglobuline (IVIG) zu definieren und publizierte Studien kritisch zu werten. Damit sollen dem Pädiater Entscheidungshilfen für einen rationalen Einsatz der IVIG an die Hand gegeben werden. Bezüglich weiterer Details wird auf geeignete Übersichtsar-beiten verwiesen [2,[8][9][10], die die Kontroversen, die es beim Einsatz der Immunglobuline gibt, allerdings nur begrenzt wiedergeben. Die Kontroversen sind wohl am grellsten von einem amerikanischen Expertengremium mit einer sehr USA-spezifischen kritischen Wertung des Einsatzes von IVIG beleuchtet worden [7]. Um die Stellungnahme überschaubar zu halten, werden folgende Kriterien berück-sichtigt:
State of the art-Anwendungen: Absolute IndikationenBei einigen Erkrankungen ist die Behandlung mit IVIG die Therapie der Wahl. In erster Linie sind hier die verschiedenen Formen des Antikörper-mangelsyndroms (AMS) zu nennen. Beim AMS ist zwar weltweit nie eine placebokontrollierte Studie durchgeführt worden, dennoch ist bei allen Experten die Indikation zur ausreichend dosierten regelmäßigen Substitution unbestritten. Der Verzicht auf Immunglobulinsubstitution, der im Rahmen einer placebokontrollierten Studie ja vorkommen würde, wäre ethisch nicht zu verantworten. Die Tatsache, daß die Kinderärzte ihre Patienten mit AMS inzwischen in gutem Zustand an Internisten überweisen können, ist unstrittig auf den regelmäßigen präventiven Einsatz von IVIG zurückzuführen, nicht auf den begleitend gelegentlich notwendigen Einsatz von Antibiotika.