Das Kearns-Sayre-Syndrom ist in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde weitgehend unbekannt. Selbst in Handbüchern sucht man das Syndrom vergeblich. In der Jüngsten Auflage der klinischen Syndrome (1981) von Leiber und Olbrich (21) wird das Kearns-Sayre-Syndrom im Syndromenverzeichnis und im Syndromenregister unter anderem mit einer Schalleitungsschwerhorigkeit einhergehend gefuhrt. Zum Kearns-Sayre-Syndrom gehort fakultativ jedoch nicht eine Schalleitungsschwerhorigkeit, sondern, wie schon in der Originalarbeit (19) beschrieben, eine Innenohrschwerhorigkeit. Da das Kearns-Sayre-Syndrom besonders für den Hals-Nasen-Ohrenarzt klinisch, aber auch wissenschaftlich bedeutsam ist, halten wir cinen Hinweis auf dieses Syndrom und eine Präzisierung der ha!s-nasen-ohrenärztlichen Symptomatik und Befunde für angezeigt. Kearns und Sayre (1958) (19) waren die Eponyme für em Syndrom mit der Trias Ophthalmoplegia externa, Retinitis pigmentosa und Reizleitungsstorungen des Herzens. Die Ophthalmoplegie (Abb. 1 a-c) ist der äuf?erlich zunächst eindrucksvollste Befund, der dem Hals-Nasen-Ohrenarzt auch in der operierten Form (Abb. 1 c) begegnen kann. Treten fakultative Symptome wie Nervenausfälle, Ataxie, Kleinwuchs und endokrine Störungen als Fruhsymptome auf, kann die Diagnose anfanglich Schwierigkeiten bereiten. Die Vielfalt fakultativer Symptome und die Frage nach der Ursache des Krankheitsbildes gaben diesem Syndrom verschiedene Synonyme. Der Begriff ,,Ophthalmoplegia plus" von Drachman (13) sollte alle Krankheitsbilder mit chronisch progressiver Ophthalmoplegia externa p/us weitere Befunde umfassen, so die myotonische Dystrophie, die oculopharyngeale Dystrophie, die A-Beta-Lipoproteinämie (Bassen-Kornzweig-Syndrom) und das Moebius-Syndrom. Die Zusammenfassung unterschiedlicher Krankheitsbilder wurde jedoch als nicht sinnvoll erachtet (4). Zudem mu die Ophthalmoplegie nicht zwingend das Erstsymptom des Krankheitsbildes sein (4, 6, 14). Die Bezeichnung ,,oculocraniosomatic neuromuscular disease with ragged-red fibers"