Zusammenfassung
Hintergrund
In der Endoprothetik gibt es Hüft- und Knieimplantate, die zementfrei, „press-fit“ oder mit Knochenzement verankert werden. Real-World-Evidenz aus Endoprothesenregistern sowie Studien bieten eine breite Datenbasis zur Diskussion von zementierten im Vergleich zu zementfreien Endoprothesen.
Fragestellung
Wie lautet die Empfehlung zur zementierten oder zementfreien Verankerung von Hüft- und Knieimplantaten, basierend auf der aktuellen Evidenzlage internationaler Endoprothesenregister und Metaanalysen?
Material und Methode
Mittels des direkten Vergleichs von Daten aus den Endoprothesenregistern acht verschiedener Länder (USA, Deutschland, Australien, UK, Schweden, Norwegen, Neuseeland, Niederlande), dem Vergleich von 22 Review-Studien und Metaanalysen basierend auf Registerdaten, sowie der Auswertung der Empfehlung von Gesundheitssystemen unterschiedlicher Nationen wird eine Empfehlung generiert. Dazu wurden Reviews und Metaanalysen ausgewählt, deren Ergebnisse statistisch signifikant sind, ebenso wie die zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels aktuellen Jahresberichte der Endoprothesenregister.
Ergebnisse
Für Knieendoprothesen kann eine lange Überlebensdauer sowie ein geringeres Revisionsrisiko mithilfe einer zementierten Verankerung mit antibiotikabeladenem Knochenzement erreicht werden. Bei Patienten ab einem Alter von 70 Jahren reduziert eine zementierte Verankerung des Hüftschaftimplantats das Risiko einer intra- oder postoperativen periprothetischen Fraktur um das Vierfache, dies gilt sowohl für elektive Hüfttotalendoprothesen (Hüft-TEP), als auch für Hemiendoprothesen nach Schenkelhalsfrakturen. Ein antibiotikabeladener Knochenzement reduziert signifikant (p = 0,041) das Risiko für das Auftreten einer periprothetischen Infektion, insbesondere bei Patienten mit Schenkelhalsfrakturen.
Schlussfolgerungen
Die mit antibiotikabeladenem Knochenzement versorgte Knieendoprothese ist in Deutschland etabliert und wird durch die Evidenzlage bestätigt. Registerdaten und Metaanalysen empfehlen eine zementierte Verankerung des Hüftschaftimplantats beim älteren Patienten – hier sollte die Praxis in Deutschland der aktuellen Evidenz folgen.