Rebellische KörperEine Geschichte der Performance-Kunst "Art can only be done in destructive societies that have to be rebuilt." 1Der menschliche Körper ist ein altbekanntes Sujet der bildenden Künste und ein prädestiniertes Instrument der Veranschaulichung sozialer, kultureller, politischer und ideologischer Maximen. An ihm wurden stets die soziokulturellen Normen sowie die hegemonialen Verwerfungsmechanismen verdeutlicht. Ob der menschliche Körper nun in der Antike den Göttern irdische Gestalt verlieh, ob er im Mittelalter zur Übermittlung der christlichen Glaubensinhalte diente oder in der Neuzeit zur Idealisierung des Männlichen und der Darstellung der Schönheit des Weiblichen, der menschliche Körper war stets privilegiertes Motiv der Künste. Dem realen, bewegten menschlichen Körper wurde jedoch im Bereich der Bildenden Kunst erst im Zuge der Historischen Avantgarde Bedeutung beigemessen 2 . Hier konnte der menschliche Körper als ästhetisches Material deshalb relevant werden, weil die Aktionskunst, beginnend mit ihren Anfängen in der Avantgarde, Ausdruck einer Ästhetik ist, in der dem künstlerischen Subjekt Autonomie zugestanden wird. Mit dem Körper wurden fortan die Diskurse über den Körper -auch in ihren ethischen und politischen Dimensionen -verhandelt 3 . Aus diesem Grund soll hier der Terminus »Performance-Kunst«, in Anlehnung an RoseLee Goldberg, so weit gefasst werden, dass die avantgardistischen Kunstaktionen der klassischen Moderne, aber auch die Aktionskunst der 1950er-Jahre unter diesen Begriff subsumiert werden können, obwohl er gemeinhin nur auf jene