Furcht, ein Schlüsselbegriff der politischen Theorie Judith Shklars, ist ihr zufolge eine mit dem Sinn für Ungerechtigkeit verbundene Gefühlsregung. Doch es ist alles andere als klar, warum dem so ist. Dieser Aufsatz widmet sich dem Wesen, der Rolle und den normativen Implikationen der Furcht als eines negativen Realitätskontaktes in der Demokratie. Was folgt daraus, Furchterfahrungen zum Gegenstand der Demokratietheorie zu machen? Zweifellos deutlich mehr, als jene meinen, die Shklars Liberalismus als minimalistisch und defensiv abtun. Wer sich auf ihren psychologisch informierten politischen Realismus stützt, darf allerdings zweierlei nicht unterschätzen: Die moralische Grundlage der Forderung, das leidende Subjekt in den öffentlichen Raum zu bringen; und die affektiven sowie materiellen Bedingungen, die zur Realisierung dieses folgenreichen Versuches erforderlich sind. Dabei offenbart sich eine Spannung: Shklar äußerte sich gegenüber Experimenten mit demokratischer Beteiligung verhalten; doch sind ihre Argumente zum Ideal einer weniger von Furcht geplagten Gesellschaft mit dieser Zurückhaltung nicht immer im Einklang.