Einführung "Weitere Verhornungsstörungen" umfassen das Spektrum derjenigen zumeist vererbten Erkrankungen mit Störungen in der epidermalen Differenzierung, welche nicht den Ichthyosen zuzuordnen sind. Hierzu zählen palmoplantare Keratosen, Erythrokeratodermien, follikuläre Hyperkeratosen, akantholytische Dyskeratosen, Porokeratosen und andere. 2 Palmoplantare Keratosen Genetisch bedingte palmoplantare Keratosen (PPK) bilden eine klinisch wie genetisch heterogene Krankheitsgruppe, deren Hauptmerkmal eine Hyperkeratose an den Handflächen und Fußsohlen darstellt. Synonym werden sie als Palmoplantarkeratosen oder Keratoderm(a) bezeichnet. Klinisch unterscheidet man diffuse von lokalen Palmoplantarkeratosen, Palmoplantarkeratosen als Teilsymptom ektodermaler Dysplasien (Kap. ▶ "Genodermatosen") oder mit Assoziation zu systemischen Erkrankungen. Zudem lassen sich Palmoplantarkeratosen auch pathophysiologisch nach ihren zugrunde liegenden Gendefekten in Keratinen, Loricrin, Desmosomen, Connexinen, Cathepsinen und andere (Tab. 1) einordnen. Obwohl diese Gene sehr unterschiedliche Funktionen ausüben, nehmen sie alle Einfluss auf die epidermale Differenzierung und Ausbildung des cornified envelope. Je nach Expressionsmuster und Mutation des betroffenen Moleküls reicht das klinische Spektrum von akral umschriebenen Keratosen bis hin zu komplexen Systemerkrankungen, welche molekulare Zusammenhänge zwischen Haut und Herz oder Gehör offenlegen. 2.1 Palmoplantare Keratosen mit Mutationen in Zytokeratinen Zytokeratine (KRT) gehören zu den intermediären Filamenten, welche als Netzgeflecht das Zytoplasma von Epithelzellen durchziehen und zu deren Stabilität beitragen. Eine detaillierte Beschreibung befindet sich in Kap. ▶ "Ichthyosen". Mutationen in KRT1, 6a/b, 9, 14, 16 und 17 sind bislang bei PPKs beschrieben worden. KRT9 ist in akraler Lokalisation anstelle von KRT10 der Bindungspartner von KRT1. KRT6a und 6b sowie deren Bindungspartner KRT16 und KRT17 sind außer akral an Nagelplatte, Mundschleimhaut und Haarfollikeln exprimiert. Mutationen in einem dieser Gene führen zu Pachyonychia congenita (Kap. ▶ "Erkrankungen der Nägel"), bei der es als Teilsymptom zum Auftreten einer plantar stärker als palmar ausgeprägten fokalen Hyperkeratose mit Akzentuierung an Druckpunkten kommt. Auch bei Naegeli-Franceschetti-Jadassohn-Syndrom (Kap. ▶ "Störungen der Melaninpigmentierung"), verursacht durch Mutationen in KRT14, kommt es zu palmoplantaren Hyperkeratosen mit punktförmiger oder linearer Akzentuierung. 2.1.1 Keratosis palmoplantaris diffusa mit Mutationen in Keratin 9 OMIM 144200 AD 17q12 KRT9 Keratin 9 Synonyme Am ehesten entsprechend der Keratosis palmoplantaris diffusa Typ Unna-Thost-Vörner (Thost 1880; Unna 1883; Vörner 1901), synonym bezeichnet mit epidermolytischer