Die Themen Sterblichkeit und Erinnerung sind Klassiker der Ägyptologie. Schon der griechische Schriftsteller Herodot berichtete im 5. Jahrhundert v. Chr. über altägyptische Einbalsamierungstechniken, und auch nachfolgende Generationen von Gelehrten und die breite Öffentlichkeit bestaunten seitdem altägyptische Mumien, Grabbeigaben und Grabmonumente. Besonders den europäischen Gelehrten des 19. Jahrhunderts war die angebliche Faszination der alten Ägypter*innen für die Toten angenehm gruselig. Es handelt sich um eine Vorstellung, die auch durch die Fokussierung auf ›goldene Schätze‹ der frühen Kunstsammler und Ausgräber gespeist wurde und ihren Höhepunkt mit der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun erreichte, deren 100-jähriges Jubiläum 2022 gefeiert wird. Vieles, was über die alten Ägypter*innen bekannt ist, stammt zwar aus Grabkontexten, allerdings weist ihr ausgeprägtes Interesse an einer jenseitigen Fortexistenz eher auf das (Weiter-)Leben hin und gerade nicht auf den Tod bzw. die Sterblichkeit.Kurz zusammengefasst, konnten die Verstorbenen nach ihrem Tod im Jenseits weiterleben, wenn drei Bedingungen erfüllt waren: 1) Der Körper musste intakt bleiben, um der ›Seele‹ (von den Ägypter*innen ›Ba‹ genannt) nachts als Ruhestätte zu dienen. Tagsüber konnte der Ba, ein Vogel mit Menschenkopf, das Grab also verlassen. Die Mumifizierung des toten Körpers und verschiedene Rituale sorgten dafür, dass der Körper für die Ewigkeit erhalten blieb. Die Mumifizierung war, wie auch die im Folgenden beschriebenen Praktiken, ein Privileg der Elite. Die ärmere Bevölkerung wurde, zum Teil in Matten oder Leinen eingewickelt, in Grabkuhlen beigesetzt. Wer sich die Mumifizierung seines toten Körpers leisten konnte, kaufte außerdem einen oder mehrere Holzsärge (manchmal auch einen zusätzlichen steinernen Sarkophag) und ließ seinen Körper darin in einem freistehenden, tempelartigen Monumentalgrab oder in einem Felsgrab beisetzen. Die unterirdische Grabkammer und die oberirdischen Kult-