Zusammenfassung
Hintergrund und Zielsetzung
Es findet sich eine mangelhafte Umsetzung von traumafokussierten Behandlungsrationalen in der psychotherapeutischen Praxis. Ein Grund kann die Einstellung der Behandelnden gegenüber der Durchführung von Traumatherapie sein; diese soll im Rahmen dieser Studie abgebildet werden. Zusätzlich werden diverse Therapeut*innencharakteristika als mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt.
Methode
In der Studie wurden die Daten von 1326 approbierten oder sich in Ausbildung befindenden Psychotherapeut*innen analysiert. In die deutschlandweite Online-Umfrage wurden verschiedene Fachrichtungen und Behandlungsschwerpunkte (Kinder und Jugendliche vs. Erwachsene) aufgenommen. Die Einstellung gegenüber traumafokussierter Psychotherapie wurde auf 4 visuellen Analogskalen (Behandlungsbereitschaft, Kompetenzerleben, Befürchtungen, Wahrscheinlichkeit einer baldigen Durchführung) erfasst.
Ergebnisse
Es zeigte sich eine insgesamt günstige durchführungsbezogene Einstellung gegenüber Traumatherapie. Relevante Korrelate waren die Zahl der Therapien pro Woche, der Ausbildungsstatus, die psychotherapeutische Fachrichtung und traumafokussierte Zusatzqualifikationen.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einstellung von Psychotherapeut*innen zu Traumatherapie signifikant mit einigen Therapeut*innencharakteristika zusammenhängt, obwohl sie insgesamt günstig ausgeprägt ist. Vor allem der hochsignifikante Zusammenhang mit traumafokussierter Zusatzqualifikation impliziert die Notwendigkeit weiterer Studien zur Überprüfung kausaler Zusammenhänge zwischen Training und durchführungsbezogener Einstellung. Dieses Ergebnis verdeutlicht auch die Relevanz von Disseminationsprojekten für traumafokussierte Therapie.