“…Dass diese Unterschiede auch für die klinische Praxis relevant sind, zeigt sich am stark erhöhten Anteil klinisch relevanten psychologischen Disstress (5 % der Befragten im Osten und 12,5 % derer, die von Ost nach West umgezogen sind), der sich in auch in den beiden Dimensionen, Angst und Depressivität, abbildet. Dieser Befund eröffnet verschiedene Erklärungsansätze, die in weiterführenden Studien näher untersucht werden müssen: Da der Zeitpunkt des Umzugs nicht erhoben wurde, ist zum einen denkbar, dass ein Teil der Gruppe derer, die bereits vor dem Fall der Berliner Mauer nach Westen migrierte, noch lange mit den psychosozialen Folgen der Flucht, der langwierigen Verfahren zur Übersiedlung oder der Verfolgung zu kämpfen hatte und sich dies auch heute noch in erhöhten Werten psychischer und somatoformer Belastung niederschlägt 1 . Eine weitere mögliche Erklärung folgt der Argumentation von Beutel et al 16 , dass sich in Ostdeutschland in den letzten Jahrzehnten eine Art ostdeutsche Gruppenidentität herausgebildet hat 4 , welche im Sinne eines autoritären „Puffers“ möglicherweise vor psychischen Beschwerden zu schützen vermag 29 .…”