Wohnquartiere und Kriminalität -Überblick über die Forschung zu den sozialräumlichen Dimensionen urbaner Kriminalität Dietrich Oberwittler Auch wenn der Cyberspace eine zunehmende Bedeutung für bekannte und neuartige Formen der Kriminalität erlangt, bleiben viele herkömmliche Formen strafbaren Verhaltens -z.B. Sachbeschädigung, Diebstahl, Wohnungseinbruch, Raub, Körperverletzung -doch fest in Raum und Zeit verankert. Erhebliche Teile des Phänomens Kriminalität werden daher auch in Zukunft ihre sozialräumliche Dimension behalten, die die Kriminalitätsforschung von Beginn beschäftigt hat. Seit der Industrialisierung und Urbanisierung im 19. Jahrhundert gelten Großstädte und vor allem großstädtische Armutsquartiere als besonders mit Kriminalität belastete Räume, während zuvor einige Kriminalitätsformen im Gegenteil häufiger in ländlichen Gebieten registriert worden waren (Eisner 1997; Thome 2002). Dass Kriminalität und andere Formen der Unordnung (disorder oder incivilities), die häufig mit Kriminalität in Verbindung gebracht werden, innerhalb der Städte sehr ungleich verteilt sind, hat Konsequenzen für die lebensweltlichen Erfahrungen und Einschätzungen der betroffenen Menschen, entscheidet mit über die Attraktivität und Lebensqualität von Wohngebieten und ist ein Ausgangspunkt für diverse polizeiliche, kommunalpolitische und städtebauliche Strategien. Die Forschung zu räumlichen Aspekten von Kriminalität hat in den letzten fünfzehn Jahren enorm zugenommen und ist mittlerweile nur noch schwer zu überblicken (