Zusammenfassung
Ziel der Studie Ziel dieser Studie war es, einen Eindruck über die klinische Praxis der Indikationsstellung und Empfehlung für eine Postakutbehandlung aus dem qualifizierten Alkoholentzug zu gewinnen. Im Einzelnen wurde untersucht, welche möglichen Barrieren für die Empfehlung und Planung einer geeigneten Postakutbehandlung aus Sicht der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im qualifizierten Alkoholentzug bestehen. Weiterhin wurde erfasst, welche Kriterien für die Indikationsstellung für Postakutbehandlungen in der klinischen Praxis als relevant erachtet werden.
Methodik Mit insgesamt 3 Erinnerungsrunden wurden 418 Kliniken mit dem Angebot einer stationären qualifizierten Alkoholentzugsbehandlung zu einer schriftlichen Befragung eingeladen. Die Teilnahme war sowohl online als auch schriftlich möglich und sollte von jeweils einem Mitarbeiter stellvertretend für die gesamte Station beantwortet werden. Die Befragung enthielt Fragen zu Barrieren für eine Weiterverweisung, der Bedeutung verschiedener Indikationskriterien sowie Fragen zur Einrichtungsstruktur.
Ergebnisse Von 88 antwortenden Einrichtungen (21% Rücklauf), gaben 81 Behandlungsplätze für den qualifizierten Alkoholentzug an und wurden in die deskriptive Auswertung einbezogen. Die meisten Teilnehmer sahen lange Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Weiterbehandlung (65,4%), Rehabilitation (48,1%), fehlende Behandlungsangebote für schwer beeinträchtigte Patienten (61,7%) sowie die Klärung der Kostenübernahme (45,7%) als starke Barriere für die Vermittlung in eine Postakutbehandlung. Für eine differentielle Indikationsstellung wurden symptombezogene Kriterien wie die Schwere der Abhängigkeit und das Rückfallrisiko mit einem Mittelwert über 5 auf einer 6stufigen Skala als besonders relevant erachtet.
Schlussfolgerungen Die benannten Barrieren beziehen sich v. a. auf die Versorgungsorganisation und sollten vor dem Hintergrund aktueller struktureller Änderungen repliziert werden, um einen Vergleich zu ermöglichen. Eine stärkere Betonung auch teilhabeorientierter Kriterien für die Wahl einer Postakutbehandlung sollte angestrebt werden, um die Wiederherstellung der Teilhabe als langfristigem Behandlungsziel stärker zu betonen.