EinleitungBei vielen neurologischen Erkrankungen spielt eine autoimmunvermittelte Genese eine wichtige Rolle. Viele internistische autoimmune Systemerkrankungen haben sekundäre Komplikationen mit Befall des zentralen oder peripheren Nervensystems zur Folge. Aus diesem Grund hat in den letzten Jahren in der Neurologie die immunologische Labordiagnostik zunehmend an Wert gewonnen. Die gängigen Antikörper in Serum und Liquor sind Tab. 1 zu entnehmen. Der folgende Beitrag gibt eine Übersicht über die Möglichkeiten der immunologischen Labordiagnostik bei neurologischen Erkrankungen. Eine ungezielte und wahllose Diagnostik ist jedoch nicht nur kostentreibend, sondern birgt darüber hinaus die Gefahr, durch häufige Grenzwertbestimmungen mehr diagnostische Unschärfe als diagnostische Klarheit zu bringen. Der Beitrag versucht daher, eine klare Einteilung der jeweiligen Laborparameter zu präsentieren, die bei einer Verdachtsdiagnose als Basisdiagnostik erforderlich sind. Tab. 2 gibt eine erkrankungspezifische Übersicht. Hiervon ausgehend wird im Weiteren darauf eingegangen, welche Diagnostik entbehrlich ist und welche weiterführenden Untersuchungen im Falle eines pathologischen Ergebnisses der Basisdiagnostik noch vorgenommen werden sollen. Die einzelnen neurologischen Erkrankungsgruppen sind geordnet nach der Häufigkeit zu erwartender pathologischer immunologischer Laborparameter und deren Wichtigkeit innerhalb der jeweiligen Erkrankungsgruppe.
Zerebrale IschämieDie Bestimmung autoimmunologischer Parameter bei Patienten mit Schlaganfall ist insbesondere wichtig bei jüngeren Patienten unter 50 Jahren, die keine anderen klassischen Schlaganfallrisikofaktoren (Karotisstenosen, Karotisplaque, kardiale Emboliequelle, erhöhtes kardiovaskuläres Risiko etc.) aufweisen. Bei diesen als so genannte kryptogene Schlaganfälle klassifizierten ischämischen Ereignissen finden sich gehäuft Koagulopathien und Thrombophilie. Auch bei jungen Patienten ohne weiteren Hinweis auf die systemische Manifestation einer Kollagenose sollte deswegen zumindest als Basisdiagnostik die Bestimmung
ZusammenfassungViele neurologische Erkrankungen sind primär autoimmunvermittelt oder entstehen als Komplikationen systemischer Autoimmunerkrankungen. Hierzu zählen insbesondere die entzünd-lichen Gefäûerkrankungen, paraneoplastische Syndrome sowie inflammatorische Neuropathien und Myositiden. Der Beitrag gibt eine Übersicht über die Möglichkeiten der Bestimmung von Autoantikörpern sowie eine Anleitung für deren rationalen Einsatz.
AbstractMany neurologic disorders are autoimmune-mediated or occur as secondary complications of systemic autoimmune diseases. The most frequent disorders are inflammatory vasculopathies, paraneoplastic syndromes, as well as inflammatory neuropathies and muscular disorders. The article presents an overview of the possibilities in laboratory diagnostics of autoimmune disorders in neurology and tries to provide a rational approach for their clinical use.