Im Anschluss an mein BuchLautverschiebungen in den germanischen Sprachen(2005) verteidigt dieser Aufsatz die Rekonstruktion der Aspiration als bewegendes Moment bei der Ersten und der Zweiten Lautverschiebung. Eine vergleichende Untersuchung über das Vorkommen der Aspiration in den modernen germanischen Sprachen und Dialekten zeigt, dass die Aspiration ohne Zweifel eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des germanischen Konsonantismus gespielt hat. Fast alle modernen germanischen Dialekte, nicht nur die hochdeutschen, haben also in irgendeiner Form an der Zweiten Lautverschiebung teilgenommen. Dialekte, die keine Aspiration aufweisen, beruhen entweder auf Substrateinwirkungen oder bewahren noch den Zustand aus der Zeit vor der Zweiten Lautverschiebung. Besonders einschlägig in diesem Zusammenhang ist der Fall des Niederländischen, das für seine Aspirationslosigkeit bekannt ist.