Zusammenfassung
Zielsetzung der Studie Zielsetzung dieser Langzeituntersuchung war die
Erfassung substanzspezifischer Prävalenzen widerrechtlichen Konsums von
Betäubungsmittel (BTM) trotz gerichtlicher Abstinenzauflagen.
Methodik Auf der Grundlage der Amtshilfe für die
Bewährungshilfe eines Landgerichtes wurden durch ein Gesundheitsamt
Urinasservate gewonnen. Die individuelle und valide Zuordnung dieser Urinproben
wurde durch Anwendung eines bewährten Marker-Systems
gewährleistet. Nach postalischem Versand erfolgten in einem externen
Labor die laborchemischen Analysen auf BTM-Rückstände mittels
Enzymimmunoassay und Validierung durch Massenspektrographie im Falle positiver
BTM-Nachweise. Auf der Basis aller vorliegenden Routinedaten konnte ein
gepoolter Datensatz über insgesamt vierzehn konsekutiver Kalenderjahre
(2006–2019) digital generiert und anonymisiert ausgewertet werden.
Ergebnisse Von insgesamt 380 Betroffenen (weiblich: 13% versus
männlich: 87%; Durchschnittsalter: 30,4 Jahre) lagen 13.500
BTM-Einzelanalysen aus 2.941 Urinproben vor. Dabei waren in 2,7% aller
Einzelanalysen mindestens eines von acht potentiellen BTMs nachzuweisen, wobei
sich für Cannabis mit 3,7% und für Opiate mit
2,4% die weitaus höchsten Gesamtprävalenzen im Sinne
eines Rückfalles feststellen ließen. Hingegen waren fast keine
Rückstände für Barbiturate und LSD beziehungsweise
keinerlei positive Nachweise für Buprenorphine und PCP zu
führen. Erwartungsgemäß waren die meisten
Rückfälle in allen BTM-Gruppen in den Altersgruppen von 18 bis
35 Jahren vorzufinden. Auffallenderweise verstießen mehr Frauen als
Männer mit Amphetaminen gegen die gerichtliche Abstinenzauflage,
während sich die Rückfälle mit den anderen sieben
BTM-Gruppen vorwiegend bei Männern ereigneten. Im Verlauf des gesamten
Beobachtungszeitraumes waren für Cannabis, Opiaten und Cocain die
deutlichsten Schwankungen bei den Rückfallhäufigkeiten
vorzufinden.
Schlussfolgerung BTM-Konsum während der Bewährungs- und
Führungsaufsicht scheint eher kein seltenes Ereignis zu sein und fand
bisher wenig fachliche Beachtung. Durch ein vermehrtes Augenmerk auf dieses
gruppenspezifische Rückfallgeschehen und durch mehr themenbezogene
Studien sollte dieses Defizit gemindert werden.